Full text: [Teil 5 = 7. - 9. Schulj] (Teil 5 = 7. - 9. Schulj)

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Unternehmer bei ihren Plänen, auch wenn sie noch so verrückt erschienen, 
ruhig gewähren lassen. Der ganze Eindruck der Stadt wird dadurch 
charakteristisch mitbestimmt und etwas geschaffen, was man nicht voreilig 
aburteilen, sondern als etwas echt Amerikanisches ruhig hinnehmen und 
danach beurteilen muß. 
3. Unangenehm für das Auge sind diese Gebäude zunächst in keiner 
Weise. Es liegt in ihnen etwas Überwältigendes, schon wegen der erstaun¬ 
lichen technischen Kunststücke, die bei ihnen zur Anwendung gekommen 
sind, und der Schnelligkeit, mit der sie ans der Erde wachsen. Kaum ist 
das Todesurteil über die alte Baustelle gesprochen, so schrumpft sie auch 
schon von oben nach unten zusammen und wird geräuschlos auseinander¬ 
genommen, bis eine riesige Kluft entsteht. Dann wird der Erdboden in 
gähnender Tiefe aufgewühlt und die Fundamentierung des neuen Gebäudes 
geheimnisvoll fertiggestellt. Endlich wird eine Reihe von mächtigen 
stählernen Platten, Schwellen und Stützen für die Ausführung des Erd¬ 
geschosses ineinandergefügt und hierauf je nach der Zahl der Stockwerke 
diese Arbeit so lange vorgenommen, bis die Höhe des Daches erreicht ist. 
Man sieht zunächst nur eine größere Anzahl aus Stahl gebildeter, gleich¬ 
mäßiger, in der Luft hängender Quadrate, die nicht ausgefüllt sind. Aber 
schon keuchen die Maschinen, und die Elevatoren sind Tag und Nacht 
damit beschäftigt, dicke Quadern von Granit oder Marmor emporzuschafsen, 
wo sie in diese Vierecke eingesetzt werden. Dies geschieht nach unsern 
Vorstellungen auf seltsame Weise. Man baut nicht etwa vorsichtig und 
etagenweise von unten nach oben, sondern überspringt auf einmal ein 
paar Stockwerke, die man vorläusig unausgeführt läßt, und setzt die Arbeit 
darüber weiter fort, um das Versäumte später nachzuholen. Daß bei diesen 
Experimenten auch einmal ein Unglück vorkommen kann, habe ich in Neu- 
york selbst erlebt, wo eine solche zu einem Drittel ausgebaute Stahl¬ 
konstruktion unter gewaltigem Krachen zusammenstürzte und Stücke von 
dem zerbrochenen Gestein-den Nachbarn durch die Fenster auf den Frühstücks¬ 
tisch flogen. Im allgemeinen geht die Sache aber gut ab, und nach einem 
Jahre ladet der riesige Kasten bereits zahlungsfähige Leute ein, es sich 
in ihm zum Geldverdienen im Geschäftsbureau Wohlergehen zu lassen. 
4. Bei solcher Höhe, wie sie die amerikanischen Riesengebäude er¬ 
reichen, ist natürlich nicht daran zu denken, daß man Treppen emporsteigt. 
Sie sind überall da, und zum Teil, namentlich in den ersten Stockwerken, 
mit Marmorwünden und Beleuchtungskörpern prächtig ausgeführt. Sie 
dienen aber für gewöhnlich nur als Schmuck des Hauses und gewinnen 
erst dann eine Bedeutung, wenn die Bewohner bei Feuersgefahr sich nicht 
mehr durch die Lifts retten können, sondern nach anderen Auswegen 
suchen. Auch die Dienstboten lassen die Treppen unberührt und benutzen 
immer nur die Aufzüge, von denen in solchen Häusern zwölf bis zwanzig
	        
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