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Durch Spenden der Gönner mehrte sich allmählich das Eigentum
des Klosters, seine Ackerstücke und Hufen lagen vielleicht über einen
großen Teil Deutschlands verstreut, die Kultur der naheliegenden Be¬
sitzungen wurde vom Kloster aus geleitet, und die Klöster wurden
deshalb auch Wirtschaften im großen Stil.
3. Äas Kloster selbst war eine kleine Stadt, Mittelpunkt die
Kirche des Heiligen; an diese lehnten sich, durch besondere Umfriedung
eingehegt, die Gebäude der Klausur: Schlaf- und Vorratsräume der
Brüder, ihre Bibliothek, ihr Arbeitshaus, die innere Schule, der an¬
sehnliche Speise- und Beratungsraum mit Kreuzgang. Außerhalb der
verbotenen Räume aber lag eine ganze Welt von verschiedenartiger
Tätigkeit eng zusammengeschachtelt in niedrigen Gebäuden, die oft
nach antiker Weise kleine Hofräume umschlossen. Dort war die statt¬
liche Abtwohnung als ein Palast mit eigener Wirtschaft und Küche,
dann die Außenschule, Gasthäuser für reisende Brüder, für vornehme
und gewöhnliche Leute, die letzteren mit gutem Grund ohne Ofen
und Feuerstätte, — ferner Krankenhäuser, dabei die Wohnung und
Apotheke des Bruder Arztes. Dann die Werkstätten der Handwerker
und Künstler, der Goldschmiede, Schwertfeger, Sattler u. a., sämtlich
kleine Arbeitsräume mit Schlafzellen daneben. Endlich die Gebäude
einer großen Landwirtschaft: Viehställe, Knechtwohnungen, Scheuern,
Brauerei, Vorratsräume, Hühner- und Geflügelhöfe und Gärten für
Blumen und Arzneikräuter und für Gemüse als die gewöhnliche Kost
der Mönche, zuletzt der Kirchhof als Obstgarten. Die Gebäude und
einzelnen Anlagen waren durch kleine Gassen und Stege, durch Hecken
oder Mauern geschieden; dieser ganze Wabenbau der geistlichen Bienen
nach außen eine viereckige, abgeschlossene Anlage, mit Pfahlwerk und
Graben, später auch mit Mauern und Türmen kastellartig umschanzt.
In dieser Klosterstadt waren die Mönche nur kleine Minderzahl, aber
auch Dienstleute, Arbeiter, Schüler, Knechte und Gäste mußten sich
der strengen Ordnung fügen, die außerhalb der Klausur galt. In
der Nähe endlich lag das Dorf mit pflichtigen Landleuten und darin
andere Handwerker und Diener des Klosters, und unweit die Burg
eines reisigen Dienstmanns, dem der nächste kriegerische Dienst und
Schutz seiner Patrone oblag. Er war vornehmen Brüdern verwandt
und ohne Zweifel einer der wohlhäbigsten Landgenossen.
4. Nächst den Meiereien des Königs waren die Klostergüter da¬
mals am sorgfältigsten bewirtschaftet; in den Gärten der Mönche hat
die deutsche Sonne zuerst den Pfirsichen und Aprikosen rote Bäckchen
gemalt, die weiße Lilie und die volle Rose der Römer wurden hier
zuerst bewundert und in den lateinischen Versen zum Schmuck himm¬
lischer Schönheit verwandt. Trotz der strengen Regel verstanden die