485
„Immer bleiben wir da!“ sagt der Deutschfranzos. „Wir sein
einmal da, wir gehen nit raus wieder!“
„Wui!“ schrien die andern und hielten sich die Bäuche. „Nit
raus! nit raus!“
„Ne,“ sagt mein Alter, „immer nicht. Ihr seid zwar da, aber
nicht immer —“
„Nit raus! nit raus!“ schrien die Franzosen.^
„Lasset mit euch handeln!“ sagt mein Alter, „ich biete zwölf
Jahre — höchstens.“
„Nit raus! nit raus!“ kauderwelschten die wieder.
„Wilhelm! Ludwig! kommt mal her!“ rief mein Alter jetzt die
Jungen, die sogleich angesprungen kamen und sich an seine Knie
stellten.
„Bichs euch!“ rief mein Alter. Augen rechts! Seht mal, Jungens,
die da — das sind Franzosen, die eigentlich hier nicht in unsere
Stube gehören. Das kleine Annchen kann gar nicht schlafen vor
ihrem Spektakel, und doch haben sie Lust, immer dazubleiben. Was
meint ihr, Jungens, wenn ihr stark genug wäret?“
Da guckten meine Jungen gewaltig wunderbar aus den Augen
und die Franzmänner an und dann sich und dann meinen Alten.
„Das sich finden — ich groß werden — ich schon. Pustebacks
Theodor zwinge,“ sagte Wilhelm, mein Kleinster. Ludwig, mein
Ältester, sagte gar nichts; aber auf einmal rann ihm eine dicke Träne
über die Backe, und sein Vater klopfte ihm auf die Schulter und
sagte: „Warte nur, mein Junge, du kommst zuerst.“
Die Franzosen hatten ihren Heidenjubel, und besonders einer —
sie nannten ihn Piär oder so — wußte sich gar nicht zu helfen vor
Lachen. Mein Alter aber war sehr ernst geworden und sprach den
ganzen Abend kein Wort mehr. Die andere Woche zogen die Franz¬
männer ab und lachten noch beim Abschied, als sie uns allen die
Hand drückten und ordentlich sich bedankten für gute Bewirtung:
„Nit raus! nit raus!“ „Wird sich finden!“ sagte mein Alter. „Wird
sich finden!“ schrien meine beiden Jungen.
4. Gut. Nun kamen lange Jahre und immer andere Franzosen.
„Bald ist’s genug,“ brummte mein Gottfried. Und einmal zogen sie
alle hinauf nach Norden; aber zurück kam keiner. Und dann fing’s
auf einmal an zu rumoren im Lande, und an den Ecken klebten
ganz andere Zettel, die mein Alter immer las, und wobei er mit dem
Kopf nickte. Er war die Zeit nicht viel zu Haus.
Da kam er eines Tages zurück und rief den Ludwig aus der
Werkstatt, und sie kamen beide in die Küche zu mir. Er ging mit
meinem Ludwig fort und kam allein und ganz still wieder.