Full text: [Teil 5 = 7. - 9. Schulj] (Teil 5 = 7. - 9. Schulj)

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„Immer bleiben wir da!“ sagt der Deutschfranzos. „Wir sein 
einmal da, wir gehen nit raus wieder!“ 
„Wui!“ schrien die andern und hielten sich die Bäuche. „Nit 
raus! nit raus!“ 
„Ne,“ sagt mein Alter, „immer nicht. Ihr seid zwar da, aber 
nicht immer —“ 
„Nit raus! nit raus!“ schrien die Franzosen.^ 
„Lasset mit euch handeln!“ sagt mein Alter, „ich biete zwölf 
Jahre — höchstens.“ 
„Nit raus! nit raus!“ kauderwelschten die wieder. 
„Wilhelm! Ludwig! kommt mal her!“ rief mein Alter jetzt die 
Jungen, die sogleich angesprungen kamen und sich an seine Knie 
stellten. 
„Bichs euch!“ rief mein Alter. Augen rechts! Seht mal, Jungens, 
die da — das sind Franzosen, die eigentlich hier nicht in unsere 
Stube gehören. Das kleine Annchen kann gar nicht schlafen vor 
ihrem Spektakel, und doch haben sie Lust, immer dazubleiben. Was 
meint ihr, Jungens, wenn ihr stark genug wäret?“ 
Da guckten meine Jungen gewaltig wunderbar aus den Augen 
und die Franzmänner an und dann sich und dann meinen Alten. 
„Das sich finden — ich groß werden — ich schon. Pustebacks 
Theodor zwinge,“ sagte Wilhelm, mein Kleinster. Ludwig, mein 
Ältester, sagte gar nichts; aber auf einmal rann ihm eine dicke Träne 
über die Backe, und sein Vater klopfte ihm auf die Schulter und 
sagte: „Warte nur, mein Junge, du kommst zuerst.“ 
Die Franzosen hatten ihren Heidenjubel, und besonders einer — 
sie nannten ihn Piär oder so — wußte sich gar nicht zu helfen vor 
Lachen. Mein Alter aber war sehr ernst geworden und sprach den 
ganzen Abend kein Wort mehr. Die andere Woche zogen die Franz¬ 
männer ab und lachten noch beim Abschied, als sie uns allen die 
Hand drückten und ordentlich sich bedankten für gute Bewirtung: 
„Nit raus! nit raus!“ „Wird sich finden!“ sagte mein Alter. „Wird 
sich finden!“ schrien meine beiden Jungen. 
4. Gut. Nun kamen lange Jahre und immer andere Franzosen. 
„Bald ist’s genug,“ brummte mein Gottfried. Und einmal zogen sie 
alle hinauf nach Norden; aber zurück kam keiner. Und dann fing’s 
auf einmal an zu rumoren im Lande, und an den Ecken klebten 
ganz andere Zettel, die mein Alter immer las, und wobei er mit dem 
Kopf nickte. Er war die Zeit nicht viel zu Haus. 
Da kam er eines Tages zurück und rief den Ludwig aus der 
Werkstatt, und sie kamen beide in die Küche zu mir. Er ging mit 
meinem Ludwig fort und kam allein und ganz still wieder.
	        
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