18
tion für Funkentelegraphie zu zerstören, hierzu wurde das Landungskorps,
2 Offiziere und 49 Mann, unter meiner Führung ausgeschifft. „Emden"
lag etwa 1500 Meter von Land weg vor Nnker. Sofort nach dem Landen be¬
setzten wir die Station und gingen daran, alles zu zerstören, zu verbrennen
und zu zersprengen. Im Hafen hatten wir beim Landen ein kleines Segel¬
schiff gesehen. Buch dieses sollte gesprengt werden. Durch einen Zufall wurde
das Sprengen des Schiffes auf später verschoben, was uns im Laufe derZeit
sehr zustatten kam. Vas Fahrzeug war nämlich die „Npesha". Ich ließ zu¬
nächst den Direktor kommen und sagte ihm, daß ich die Station zerstören würde-
er möchte mir die Schlüssel zu den Räumen usw. geben, damit ich nicht erst
die Türen einschlagen müßte. Tr war auch ohne weiteres einverstanden,
zeigte alle Stellen, wo Material usw. lag, und sagte dann gesprächsweise
zu mir: „Im übrigen gratuliere ich Ihnen", „wozu?" fragte ich. — „Zum
Eisernen Kreuz. Das Telegramm ist eben durchgegangen."
Vas Zerstören der Station und das Fischen der Kabel nahm etwa zwei¬
einhalb Stunden in Anspruch. Da plötzlich heulte „Tmden" mit der Sirene.
Das war der Befehl, mit äußerster Beschleunigung zurückzukommen. Ich konnte
sofort Folge leisten. Die Arbeiten waren beendet. Nls ich loswarf, sah ich,
daß „Emden" schon Nnker auf war und aus dem Hafen lief. Ich fuhr zunächst
mit allem, was meine Dampfpinaffe laufen konnte, nämlich etwa vier See¬
meilen, hinter „Emden" her, weil ich gar nicht wußte, was sie beabsichtigte,
plötzlich gingen auf „Emden" die Gefechtsflaggen hoch, und das Feuer wurde
eröffnet. Den Gegner konnte ich nicht sehen. Der stand hinter der Insel.
Ich sah aber seine Aufschläge. Da „Emden" etwa mit 20 Meilen Fahrt ins
Gefecht ging, war ein Nachkommen ausgeschlossen. Ich kehrte deswegen um,
besetzte die Insel, hißte die deutsche Flagge, erklärte die Insel für deutsch,
stellte sämtliche Engländer unter Kriegsrecht, verbot ihnen jedes Signal oder
sonstigen Verkehr mit anderen Stellen und richtete den Strand zur Vertei¬
digung ein, indem ich meine vier Maschinengewehre aufbaute und Schützen¬
gräben anlegen ließ. Ich hatte die Absicht, der sicher zu erwartenden Lan¬
dung eines englischen Kriegsschiffs mit Gewalt entgegenzutreten. Dann stieg
ich auf das Dach eines Hauses, um das Gefecht zu beobachten. Der Gegner
der „Emden" war der australisch-indische Kreuzer „Sidnep", ein Schiff, unge¬
fähr doppelt so groß wie „Emden", mit Seitenpanzern und erheblich schwererer
Bewaffnung. In dem Kampf litt die „Emden" durch das stärkere Kaliber
stark. Der Gegner schoß schnell, aber sehr schlecht. „Emden" war sofort ein¬
geschossen, und die Salven lagen vorzüglich im feindlichen Schiff, konnten aber
gegen dessen Panzer nicht ankommen. Die Treffer des Gegners hatten große
Wirkung in dem ungepanzerten Teil der „Emden". Nach etwa einer Viertel¬
stunde hatte „Emden" bereits einen Schornstein verloren und brannte im
Hinterschiffe stark. Sie stieß dann mit höchster Fahrt zum Torpedoschuß aus
den Gegner zu. hierbei wurde der vordere Mast über Bord geschossen. Das
Gefecht dauerte von morgens 9 Uhr bis abends zur Dunkelheit und spielte sich
weitab, meist unter dem Horizont. Das letzte, was ich beobachten konnte,
war, daß „Emden" östlichen Kurs steuerte und „Sidnep" mit hoher Fahrt auf
„Emden" zuschoß, scheinbar, um sie im Nahgefecht zu vernichten, hierbei be¬