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gestanden hatten. Unser Geizhals glaubte gern, daß dies neue Paar wohl
ein Geschenk des Freundes sein könne, der ihn vorher erinnert hatte, sich
ein Paar neue zu kaufen Flugs zog er sie an und ging voll Freude
aus dem Bade.
Unglücklicherweise aber waren es die Pantoffel des Kadi. Als dieser
sich nun gebadet hatte und seine Pantoffel begehrte, fanden seine Sklaven
sie nicht, wohl aber ein schlechtes Paar andere, die man sogleich für Kaseins
Pantoffel erkannte. Eilig lief der Türhüter hinter ihm her und führte
ihn, als auf dem Diebstahle ertappt, zurück zum Kadi Dieser war über
die unverschämte Dreistigkeit des alten Geizhalses sehr ergrimmt, hörte
seine Verteidigung gar nicht einmal an, sondern ließ ihn sogleich ins Ge¬
fängnis werfen. Um nicht wie ein Dieb mit öffentlicher Schande bestraft
zu werden, mußte er nach morgenländischer Art reichlich zahlen. Hundert
Paar Pantoffel hätte er für die Summe kaufen können, die er erlegen
mußte.
II.
1. Sobald er nach Hause gelangte, nahm er Rache an den Urhebern
seines Verlustes. Zornig warf er die Pantoffel in den Tigris, der unter
seinen Fenstern vorbeifloß, damit sie ihm nie mehr zu Gesichte kämen
Aber das Schicksal wollte es anders. Wenige Tage nachher zogen Fischer
ihr Netz auf und fanden es ungewöhnlich schwer. Sie glaubten schon,
einen Schatz an den Tag zu bringen. Statt dessen aber fanden sie die
Pantoffel Kasems, die noch dazu mit ihren Nägeln das Netz so zerrissen
hatten, daß sie lange daran flicken mußten. Voll Unwillen gegen Kasem
und seine Pantoffel warfen sie diese gerade in seine offenen Fenster.
Aber in eben diesem Zimmer standen unglücklicherweise alle die Kristall¬
flaschen, voll von dem schönen Rosenwasser, das er gekauft hatte. Als
nun die schweren, mit Nägeln beschlagenen Pantoffel darauf geworfen
wurden, ward das Kristall zertrümmert, und das herrliche Rosenwasser
floß auf den Boden.
Man stelle sich Kasem vor, als er ins Zimmer trat und die Zer¬
störung erblickte. „Verwünschte Pantoffel!" rief er aus, „ihr sollt mir
ferner keinen Schaden anrichten!" Sofort nahm er eine Schaufel und
lief mit ihnen in den Garten. Hastig grub er ein Loch, um seine Pan¬
toffel darin zu vergraben. Als er aber damit beschäftigt war, sah einer
seiner Nachbarn, mit dem er seit langer Zeit in Feindschaft lebte, zum
Fenster hinaus und bemerkte das hastige Graben Kasems. Eilig lief er
zum Statthalter und meldete ihm insgeheim, daß Kasem in seinem Garten
einen großen Schatz gefunden habe. Mehr bedurfte es nicht, um die Geld¬
gier des Statthalters zu reizen Es war umsonst, daß Kasem beteuerte,