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102. Die Blutlaus.
1. Die Blutlaus, so genannt wegen ihres roten Farbstoffes, welcher
durch Zerdrücken ihres Körpers zutage tritt, kündigt ihre Gegenwart an
junger, noch glatter Rinde der Apfelbäume durch einen weißen, wolligen
Streifen oder breitern Fleck schon aus einiger Entfernung an; 'denn der
Körper der einzelnen ist mit weißwolliger, wachsartiger Ausschwitzung über¬
zogen, und nach Art aller Pflanzenläuse sitzt immer eine größere Gesellschaft
dicht beisammen und fangt. Diese Art nun saugt nach Durchstechen der jungen
Rinde den Splint aus. Die verderblichen Folgen hiervon lassen nicht
lange auf sich warten. Da der angegriffnen Stelle fortwährend der Saft
entzogen wird, fließt ihr neuer zu, erzeugt Wucherungen der Zellen unter
der Rinde, und diese veranlassen letztere zum Reißen. An den Rändern
dieser Risse sammelt sich immer mehr Bildungssaft an, diese schwellen
krankhaft an und die Stelle bekommt immer mehr ein grindiges ge¬
schwürartiges Aussehen. Bei genauer Betrachtung erkennt man aber auch
dann einzelne kuglige Gebilde, welche im weitern Sinne des Wortes
„Gallen" darstellen. Nicht selten bilden die Wunden üppige Überwallungs¬
ränder, die ihrerseits wieder von den kleinen Saftsaugern heimgesucht
werden. Baumschulen und Zwergbäume bieten den Blutläusen die ge¬
nehmsten Saugstellen und sind durch sie zugleich am meisten gefährdet.
Aber auch ältere Bäume gewähren ihnen Angriffspunkte, wenn sie an
schadhaften, von Rinde entblößten oder an wunden Rindenstellen ihnen
den Zugang zum Splinte gestatten. Wenn sie sich hier angesiedelt haben,
bringen sie dieselben grindigen Wucherungen zuwege, verhindern das Ver¬
narben der Wunden und schaffen sich Vertiefungen und 'Verstecke, in denen
man ihnen ohne Entfernung der Wucherungen und Glätten der -Ober-