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Birnbaum, geht aber meist nur dann auf den lehtern über, wenn seine
'Zweige in inniger Berührung mit stark verlausten Apfelbäumen stehen,
und kann sich nicht längere Zeit darauf behaupten oder gar ausbreiten.
Wohl aber kann der Weißdorn, namentlich wenn er in Heckenform einen
Garten umgibt, zum Ristplahe für Blutläuse werden und denselben zur
Ausbreitung verhelfen. Trotz ihrer Schädlichkeit wird die Blutlaus allein
nicht imstande sein, einen Apfelbaum zugrunde zu richten oder gar den
Obstbau in unserm Vaterlande lahmzulegen, sofern nur der Obstzüchter
nicht müßig ihrem Treiben zuschaut, sondern geeignete Maßregeln zu ihrer
Bekämpfung ergreift. Darüber ist man sich natürlich einig, daß eine
völlige Vernichtung dieses kleinen Feindes nie gelingen wird. Das ist
weder nötig noch wünschenswert. Die anzuwendenden Mittel müssen aber
mit Energie und Ausdauer benutzt werden, auch kann nur ein allgemeines
Vorgehen aller Obstzüchter einer Gegend zum Ziele führen. Es sind da¬
her auch vielfach obrigkeitliche Verordnungen verlangt und zum Teil auch
erlassen worden. Wenn dieselben nicht, wie es leider oft genug vorkommt,
„am grünen Tische" ins Leben gerufen sind und wenn sie zweckmäßig
gehandhabt werden, dürften sie wohl geeignet sein, der stetigen Ausbrei¬
tung der Blutlaus, besonders auch mitten in den Städten, Einhalt zu tun.
Zur Vorbeugung des Schadens kann insofern etwas beigetragen werden,
als man u. a. durch Säubern aller Äste und Stämme von loser Rinde,
Flechten und Moosen, sowie durch Glattschneiden borkiger Rinden den
Tieren Verstecke, durch Ausstreichen der Wunden mit Baumwachs Ansatz-
stellen zum Saugen nimmt, und bei Bezug junger Stämmchen von aus¬
wärts sorgfältig darauf achtet, daß sie nicht mit Blutläusen beseht sind
und dadurch andre anstecken können. Die Vertilgung einmal eingebürgerter
Blutläuse muß in der Hauptsache eine mechanische Zerquetschung sein,
mit welcher zweckmäßigerweise die Anwendung eines insektentötenden Mit¬
tels verbunden werden kann. Sie hat auf Erfolg am ehesten in den Winter¬
monaten bis zum Frühjahr hin zu rechnen und muß sich im Gartenobstbau
etwas anders als im landwirtschaftlichen Betriebe desselben gestalten. Von
solchen Mitteln sind außerordentlich viele in Vorschlag gebracht, so daß
wir hier nicht näher darauf eingehen können, es fei nur erwähnt, daß
Karbolsäure, Petroleum, Schwefelkohlenstoff und Spiritus eine Haupt¬
rolle dabei spielen. Ein sehr einfaches Verfahren besteht darin, daß man
die durch Blutlauskolonien weiß erscheinenden Stellen mit gewöhnlichem
denaturierten Brennspiritus anpinselt und sofort mit einem Zündhölzchen
in Brand steckt. Wenn es sich nicht um junge Triebe handelt, schadet man
den Bäumen auf diese Weise nicht.