Full text: [Teil 3b = 9. Schulj] (Teil 3b = 9. Schulj)

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Weise durch Arbeit das Brot zu verdienen. Die Gefangenen endlich, 
welche ihre Strafe verbüßt haben, werden durch unsere Vereine 
für entlassene Sträflinge mit Kleidung, Reisegeld, Handwerks¬ 
zeug und vor allem dadurch unterstützt, daß sie in frische Verhält¬ 
nisse gebracht werden, wo sie ein neues Leben anfangen können nach 
der Regel: „Bete und arbeite!" Rettet die Verlorenen! 
3. Bewahret die Gefährdeten! — so lautet die zweite Losung 
der Inneren Mission. Hast du wohl schon einmal skrofulöse Kinder 
beobachtet? Kennst du die Jammergestalten mit den bleichen Ge¬ 
sichtern, den aufgebrochenen Drüsen und verkrümmten Beinen? Nicht 
wahr, denen tut einmal eine Verjüngungskur not, wo alle die üblen 
Folgen von angeerbter Krankheit, von schlechter Nahrung, feuchter 
Wohnung und verdorbener Luft hinweggenommen werden. Solch eine 
Verjüngung wird den armen Kindern dargeboten in den Seebädern, 
Soolbädern und Kinderheilanstalten, wie es deren in Norderney, 
Salzdetfurth, Rothenfelde, Lüneburg und Hannover gibt. 
Die Salzbäder nehmen die krankhaften Stoffe fort, kräftige Kost führt 
gesunde Stoffe zu, und die frische Luft nebst Bewegung fördert 
raschen Stoffwechsel. Über 100000 Kinder sind schon in solchen An¬ 
stalten verpflegt und oft auch geheilt worden. — Allein hier heißt 
es: Vorsicht ist besser als Nachsicht, Bewahren ist besser als Retten. 
Bewahret die Gefährdeten! Heraus mit den lieben Kleinen aus all 
den dumpfen, unreinlichen Stuben, in denen sie ohne Aufsicht der 
Eltern verwildern und verkümmern, heraus aus den finstern Gassen¬ 
winkeln und Höhlen, in deren Schmutz ihr Leib verkommt, ihr Herz 
verödet und ihre Seele roh und schlecht wird. Hinein in den warmen 
Sonnenschein der Liebe, hinein in die frische Luft einer Pflege, wo 
Leib und Seele genesen können! Alle Sommer werden zu diesem Zweck 
Hunderte von armen, schwächlichen Stadtkindern von barmherzigen 
Menschenfreunden aufs Land gebracht und hier reichlich verpflegt 
und tüchtig im Freien getummelt, sei es in christlichen Familien, sei 
es in besonderen Ferienkolonien. Allein nicht nur in den Sommer- 
ferien, auch während der übrigen Monate im Jahr sollen unsere Kinder 
Stätten finden, wo sie in reiner, gesunder Umgebung an Leib and 
Seele gedeihen können. Zu diesem Zwecke hat die Innere Mission 
Kleinkinderschulen und Kindergärten eingerichtet. Da werden 
den kleinern Kindern, die noch keine Schule besuchen, biblische Ge¬ 
schichten und Märchen erzählt, da singen sie Kinderlieder und legen 
Stäbchen und stechen Bilder aus und wühlen im Sandhaufen und 
spielen im Freien gar fröhliche Spiele. Kleinkinderbewahr-An- 
stalten heißen diese Schulen, obwohl hier die Kinder nicht nur be¬ 
wahrt, sondern vor allem anregend beschäftigt werden. Aber sie
	        
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