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Lektüre verbreiten: die Bibelgesellschaften, die Volksbiblio¬
theken, sowie jene Kolportagevereine, welche statt der gemeinen
Räuber- und Gespensterromane bewährte Volksbücher und Erzählungen
von Haus zu Haus darbieten.
Zu den Gefährdeten, deren Glaube bewahrt werden soll, gehören
endlich auch die Glaubensgenossen in der Fremde. Es gibt in
katholischen Ländern evangelische Kirchspiele, welche an Umfang
größer sind als das Herzogtum Braunschweig, aber an Seelenzahl
kleiner als eine hannoversche Landgemeinde. Mit andern Worten: die
wenigen Evangelischen wohnen unter den Katholiken völlig zerstreut,
ihre engen, feuchten Kirchen und Schulen wollen zerfallen, die Konfir¬
manden sind auf den meilenweiten Wegen zum Pfarrer den größten
Gefahren des Leibes und der Seele ausgesetzt, die Lehrer und Prediger
seufzen unter ernsten Sorgen und schwerem äußern Druck, das Ge¬
meindeleben droht zu verkümmern. Da ist es Zeit, der Mahnung zu
gedenken: „Stärke, was sterben will!" Es gilt, das evangelische Be¬
wußt sein zu stärken, das kirchliche Ehrgefühl zu wecken, planmäßig
geordnete Hilfe zum Bau von Kirchen und Schulen darzubieten und zu
diesem Zwecke bei den Glaubensgenossen Herzen und Hände willig zu
machen. Dies ist die hohe Aufgabe, welcher sich der im Jahre 1841
gegründete Gustav-Adolf-Verein widmet. Wie nämlich einst der
schwedische König Gustav Adolf den deutschen Protestanten Hilfe und
Rettung gebracht hat, so will auch der nach ihm genannte Verein allen
Evangelischen in der Zerstreuung zur Hilfe kommen. Hunderte von
evangelischen Kirchen und Schulen sind gebaut, zahlreiche Pfarr- und
Schulstellen gegründet oder aufgebessert worden durch das tatkräftige
Eingreifen des Gustav-Adolf-Vereins. Seine Losung lautet: „Lasset
uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen."
Eben dieses Bibelwort will auch der lutherische Gotteskasten
zur Wahrheit machen, nur daß er die Glaubensgenossen im engern Sinne
unterstützt, die bedrängten Lutheraner. Beide Vereine haben somit
ein jeder in seiner Weise segensreich gewirkt und die gefährdeten
Glaubensgenossen in zahlreichen Versuchungen zum Abfall bewahrt.
4. „Pfleget die Elenden!" — so lautet das letzte Losungswort
der Inneren Mission. Zu den Elenden gehören vor allen Dingen die
lieben Armen und Kranken. Christliche Frauenvereine, wie der im
Friederikenstifte zu Hannover, sorgen für warme Kost oder für
Kohlen und Kleidung oder für sonstige Hilfe. Städtische Kranken¬
häuser gewähren nach Kräften Heilung und Pflege. Vor allem aber
hat unser Henriettenstift, sowie auch das Clementinenstift zu
Hannover ein kleines Heer von weiblichen barmherzigen Samaritern
ausgebildet und zur. bessern Pflege der Armen und Kranken in die Ge¬