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falten. An irgendeiner versteckten Stelle des Gebisses, besonders in
den Kanfurchen nnd Zwischenränmen der Zähne wird der Schmelz
entkalkt, so daß ein kleines Loch entsteht. In diesem Loche setzen
sich die Speisereste mit Vorliebe fest nnd bilden darin größere
Mengen von Sänre. Bald ist die Schmelzkappe dnrchsressen, nnd
in dem weichern Zahnbeine kann die Zahnkaries nach allen Seiten
hin rascher fortschreiten. Oft genng ist das Eingangsloch znm Krank¬
heitsherde noch recht klein; in der Tiefe aber erweitert es sich zn
einer großen Höhle. Sobald der Krankheitsherd bis in die Nahe
des Zahnmarks vorgedrungen ist, beginnen die gefürchteten Zahn¬
schmerzen. Eitererregende Spaltpilze dringen in das Zahnmark ein
und bringen es znr Entzündung. Schließlich stirbt das zarte Gewebe
ab, und dann können die Zahnschmerzen mitunter für einige Zeit
aufhören. Aber die Ruhe ist selten von langer Dauer; denn die
Entkalkung des Zahnbeins schreitet weiter fort, bis die harte Decke
über der Zahnmarkhöhle endlich zusammenbricht. Faulende Schleim-
und Speisereste können nun unmittelbar durch die geöffnete Zahn¬
markhöhle hindurch in den Kieferknochen hineindringen und dort die
schmerzhafte Wurzelhautentzündung hervorrufen.
Diese Krankheit tritt häufig erst in ihrer schleichenden Form
ans und verursacht dann zunächst keine nennenswerten Beschwerden.
In der Umgebung der Wurzelspitze hat sich eine kleine Geschwulst
gebildet, die einen gewissen Schutz gegen das allzu rasche Eindringen
von Eiterpilzen ins Knochenmark gewährt. Früher oder später,
häufig infolge einer Erkältung, verschlimmert sich aber der Zustand,
imd das ganze Knochenmark in der Umgebung der Wnrzelspitze be¬
ginnt zu vereitern. Infolgedessen treten heftige, klopfende und
bohrende Schmerzen auf, die sich besonders nachts in der Bettwärme
zu unerträglicher Höhe steigern. Häufig schwillt das Gesicht ans
der Seite des kranken Zahnes an, und der Zahnleidende gewährt
dann einen Anblick, der gleichzeitig Mitleid und Lächeln hervor¬
zurufen pflegt. Schließlich durchbricht der Eiter den Kieferknochen
und fließt im günstigsten Falle in die Mundhöhle. Er kann sich
aber auch den Weg nach außen bahnen und ans der Wange oder
am untern Rande des Unterkiefers znm Durchbruche kommen. Da¬
nach bleibt stets eine häßliche Narbe zurück. Im Oberkiefer Pflanzt
sich die Wurzelhautentzündung ans die Schleimhaut der benachbarten
Kieferhöhle fort und ruft die lästige Kieferhöhleneiternng hervor.
Im schlimmsten Falle geht der Eiter in die Blntbahn über, führt
zu allgemeiner Blutvergiftung und sogar znm Tode des Zahnkranken.
Außer der Zahnverderbnis richtet auch die Zahnfacheiterung
große Verheerungen an. Diese Krankheit kommt vorwiegend bei