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Da, wie er sich sammelte, aufraffte, kam ihm eine neue Waffe. „Es
ist niemand verpflichtet, gegen sein eigen Fleisch und Blut zu
zeugen. So sagt wenigstens das Gericht, wenn auch nicht die Re¬
ligion."
Er atmete aus. Das würde die Erlösung sein, der Sieg!
Der Dämon stand an der Tür, als wolle er gehen. Aber er wandte
sich noch einmal um.
„Trauen Sie dein Angeklagten das Verbrechen zu?"
Wie ein glühender Lavastrom flutete die Frage durch die
Seele des Einsamen, die Frage und die meineidige Antwort, die
er gegeben: „Ich weiß es nicht genau. Er wird es wohl gewesen sein!"
Leise kam der Dämon näher und beugte sich an Schrägers
Ohr. Das Fenster knackte und knisterte ein wenig. Das klang
wie leises, böses Lachen. Und es war, als ob die furchtbare
Stimme weiterspräche: „Und weißt Du, was Du weiter getan hast?
Das Geld hast Du ihm gekündigt, ihn bankerott zu machen; zum
Müller bist Du gegangen, ihn aufzuhetzen, und da hat Dein Freund
die Flinte genommen und ist hinübergegangen. Und Gott hat ge¬
fragt: „Woher kommst Du? Ich habe Dich nicht gerufen!" Mit
Donnerstimme hat er's gefragt. Und Dein Freund hat mit bleicher
Hand hinabgezeigt auf Dich und gesagt: „Der hat mich auf den
Weg gezwungen zu Dir, der!"
Mit verzerrtem Gesicht drehte sich Schräger um. Der Tod,
der den Raschdorf heimführt, siel ihm ein. Er war sonst nie furchtsam
gewesen. Aber seit er einen unter dem Rasen hatte, dem er den
Atem genommen, da kam die grauenhafte Angst, — die wahnwitzige,
abergläubische Furcht. An den Wänden tastete er sich hin, zur Tür
hinaus und dann leise wie ein Dieb die Treppe hinunter nach der
Gaststube. Dort atmete er auf. Es wurde ihm ein bißchen wohler.
Vorsichtig schloß er die Fensterläden, dann zündete er die Lampe
an. Licht! Licht ist allein schon eine Wohltat. Und doch war's
auch hier einsam und furchtsam. Da suchte er das Mittel. Zum
erstenmal trank er Schnaps, viel Schnaps. Dadurch wurde er
mutiger. Schließlich füllte er eine Flasche, löschte das Licht aus,
tappte nach seiner Schlafstube zurück, setzte sich in den Lehnstuhl
und trank — trank aus der Flasche.-
Am andern Morgen lag ein lichter Dreikönigstag über der
winterlichen Erde. Schräger erhob sich müde und zerschlagen aus
dem Lehnstuhl, in dem er ein paar Stunden in ohnmächtigem
Schlummer des Rausches gelegen hatte. Es war acht Uhr vorbei.
Er weckte seinen Sohn und gebot ihm noch einmal eindringlich
Schweigen. Dann versprach er ihm, er würde ein zweites Bett in