Full text: [Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.)] (Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.))

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Licht zu erzeugen. Da also der Wasserfall sein Dasein der Arbeit 
des Sonnenlichtes verdankt, sind wir berechtigt zu sagen, daß das 
Sonnenlicht es ist, das die elektrischen Wagen in Gebirgsgegen¬ 
den treibt oder nachts mittels elektrischer Bogenlampen die Dunkel¬ 
heit verscheucht. In all diesen Fällen hat man die Kraft des Was¬ 
sers zum Arbeiten benutzt. Aber das ist nur unter der Voraussetzung 
möglich, daß das Wasser Gefälle hat. An einem völlig ebenen 
Lande kann man das Wasser nicht zum Arbeiten gebrauchen. Aber 
wie hilft man sich dort? Da benutzt man den Wind, und wir wis¬ 
sen schon, wenn wir einmal in einem Sturm waren, was für eine 
Kraft der hat. Woher kommt aber der Wind? 
Erinnert euch einmal, tute ihr am Mittagstische sitzt! Die 
heiße Suppe und die heißen Kartoffeln lassen immerzu Dampf auf¬ 
steigen; ihr blast aus eurem Munde Luft hinein, und der Dampf 
fliegt weg. Oder haltet einmal die Hand vor den Mund und blast 
dagegen. Ihr fühlt, das ist Wind. Entsteht nun der Wind, der 
die Mühlen treibt, ebenfalls dadurch, daß vielleicht ein ungeheuer 
großer Mann aus seinem ungeheuer großen Munde Luft ausbläst, 
die wir kleinen Menschlein als Wind empfinden? Nein, nirgendwo 
gibt es einen so ungeheuer großen Mann, überhaupt gibt es keine 
Menschen, die auch nur um Armeslänge größer wären, als die 
großen Leute bei uns sind. Der Wind entsteht auf ganz andere Weise. 
Wenn sich draußen im Sonnenschein nicht das leiseste Lüftchen 
regt, dann spürt man dennoch auf der Schattenseite etwas Kühlung 
und Luftzug. Die kühlere Luft des Schattens bleibt nämlich nicht 
unbewegt stehen, sondern fließt nach den wärmeren Sonnenschein¬ 
stellen ab, die wärmere Luft aber, die im hellen Sonnenschein liegt, 
bleibt nicht immer da liegen, sondern fließt dorthin, wo die kühle 
Schattenluft weggeflossen ist. Und dadurch entsteht ein Lnfthauch 
oder kleiner Wind. Nun ist die Erde eine große Kugel wie eine 
ungeheure Kegelkugel und dreht sich immer herum, eine Hälfte ist 
im Sonnenlicht, die andere im Schatten, den wir Nacht nennen. 
Da, wo es Elefanten und Krokodile und Tiger gibt, in Indien 
und Afrika, da scheint die Sonne am allerheißesten, so heiß wie 
niemals bei uns. Wenn wir aber nach Norden gehen, wird es 
immer kälter, und am Nordpol der Erde ist alles zu Eis gefroren. 
Am Nordpol ist eisig kalte schwere Luft, in Indien und Afrika ist 
heiße Luft. Die kalte Luft fließt vom Nordpol weg in der Rich¬ 
tung auf Afrika und Indien, wo die heiße Luft ist, und die heiße 
Luft steigt dort in die Höhe uub fließt nach der Richtung zum kalten 
Nordpol ab. Dieses Fließen der Luft wird von uns als Wind 
empfunden. 
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