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2. Der Tag ging sturmbewegt und regenschwer,
Auf allen Gräbern fror das Wort: Gewesen.
Wie sturmestot die Särge schlummerten,
Auf allen Gräbern taute still: Genesen!
Emil Orin; von Echönaich-Earolath.
1852—1908.
Dichtungen. 7. Aufl. Leipzig 1903.
Daheim*
1. Ein Weg durch Korn und roten Klee,
Darüber der Lerche Singen,
Das stille Dorf, der Helle See,
Süßes Wehen, frohes Klingen,
2. Es wogt das Korn im Sonnenbrand,
Darüber die Glocken schallen —
Sei mir gegrüßt, mein deutsches Land,
Du schönstes Land vor allen.
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Isolde Kurz.
Geb. 1853.
Megxvarte.
Gedichte. 3. Auflage. Leipzig 1898.
1. Mit nackten Füßchen am Wegesrand,
Die Augen still ins Weite gewandt,
Saht ihr bei Ginster und Heide
Das Mädchen im blauen Kleide?
2. — „Das Glück kommt nicht in mein armes Haus,
Drum stell' ich mich hier an den Weg heraus;
Und kommt es zu Pferde, Zu Fuße,
Ich tret' ihm entgegen mit Gruße."
3. Es ziehen der Wanderer mancherlei
Zu Pferd, zu Fuß, zu Wagen vorbei.
— „Habt ihr das Glück nicht gesehen?"
Die lassen sie lachend stehen.
4. Der Weg wird stille, der Weg wird leer.
— „So kommt denn heute das Glück nicht mehr?"
Die Sonne geht rötlich nieder,
Ihr starren im Wind die Glieder.