Full text: Siebentes und achtes Schuljahr (A)

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Schutz um Schutz im langsamen, wohlgezielten Feuer fährt in die Tiefe, 
sobald sich dort eine Vorwärtsbewegung zeigt. 
5. Die Sonne steigt höher und höher, kein Lüftchen rührt sich, die 
Felsen werfen die unbarmherzigen Strahlen des Gestirns zurück, es herrscht 
eine wahnsinnige, betäubende Glut und Hitze, doppelt und dreifach fühlbar 
für uns, die wir seit dem vorigen Morgen Hunger und Durst leiden. 
Ich fürchte ernstlich für die Gesundheit einiger schwächlicherer Reiter und 
der Verwundeten, die ohne Sinn und Verstand uns um Wasser bitten, 
obwohl sie doch wissen, datz kein Tropfen zu erlangen ist. Sie stehen 
furchtbare Qualen aus, da meldet sich Schneidewind und noch ein Braver. 
Sie wollen im feindlichen Feuer den Weg in die Tiefe wagen, dort ver¬ 
suchen, wenigstens etwas Etzbares zu erlangen, und dann sofort zurückkehren. 
Im Notfälle sollen sie ein Pferd schlachten, wird ihnen noch nachgerufen. 
Es ist Mittag, glutatmender Mittag, als Lampe von vorn mit einer 
aufregenden Meldung eintrifft. Soeben ist aus der kleinen Fläche diesseit 
des fernen roten Gebirges ein 50 bis 60 Pferde starker Reitertrupp auf 
kurze Zeit sichtbar gewesen, im Galopp auf den Rücken der feindlichen 
Stellung zujagend. Wer kann das sein? Unsre Tsauchabposten, von deren 
Stellung wir unmöglich weit entfernt sein können? Hilfstruppen für Hen¬ 
drik? Wenn es die Unsern sind, dann ist Hendrik verloren! Aber unsre 
Hoffnungen werden bald zunichte: Von vorn kommt die Meldung, datz 
der Feind auf allen Seiten seine Stellungen verstärke. Ein Kriegsrat 
wird abgehalten, und alle beschäftigen die Fragen: Wie lange können wir 
noch ohne Wasser aushalten, und wann wird unsre Munition erschöpft 
sein? Es wird beschlossen, den Munitionsverbrauch nach Möglichkeit ein¬ 
zuschränken. 
6. Nach vier Stunden taucht plötzlich das strahlende Gesicht Schneide¬ 
winds auf, er bringt eine freudige Nachricht. Mit lautem Hallo schwenkt 
er in der einen Hand ein Kochgeschirr, in der andern einige gefüllte Wasser¬ 
säcke: „Wasser!" Von allen Seiten regnet es Fragen: „Mensch, wo ist 
denn das Wasser her?" Und noch ganz nutzer Atem vom Steigen berichtet 
der Wackere, datz unmittelbar hinter dem Querriegel sich zwischen Schilf 
und Rohr eine ausgiebige Wasserstelle befinde. „Hurra, dann haben unsre 
armen Pferde, die nun schon 24 Stunden unter dem Sattel stehn, wenigstens 
saufen können!" Aber Schneidewind hat noch mehr zu melden; er hat 
die Pferde gezählt, und siebzehn, darunter auch das meinige, fehlen. Ihre 
Spuren führen nach dem Feinde zu, wahrscheinlich sind sie nachts vom 
Hunger getrieben in dem Flußbett vorgelaufen und den Witboois gerade 
in die Hände geraten. Das ist ein harter Schlag; aber gleichviel, er wird 
aufgehoben durch das Bewußtsein, datz wir Wasser, wenn auch schwer er¬ 
reichbar, im Notfälle haben. Nun werden die Verwundeten und Schwachen 
gelabt, für jeden der Gesunden bleibt kaum ein Schluck. Auch ein Koch- 
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