111. Französische Revolution und deren Folgen. 295
die Weigerung Oesterreichs, dem Könige von Sardinien seine Besitzungen
zurückzugeben, wie es Rußland verlangte, sowie der schlechte Ausgang
der Landung der Engländer und Russen in Holland erbitterten Kaiser
Paul so, daß er Ende 1799 von der Coalition gegen Frankreich zu¬
rücktrat.
In der innern Regierung des Direktoriums zeigte sich, seitdem
die Niederlagen in Italien ihm auch den Glanz äußerer Erfolge ge¬
raubt hatten, überall Stockung und Schwäche. Es war daher dem
zurückgekehrten General Bon aparte leicht, Verbündete gegen das Di¬
rektorium zu vereinigen, der bekannteste von ihnen war der Abbe
Sieyes, Verfasser der berühmten Flugschrift von 1788. Der Rath
der Alten wurde gewonnen, die Verlegung der beiden Räthe am 9.
November (18. Brumaire) 1799 nach St. Cloud zu beschließen und
den General Bonaparte mit der Ausführung der deshalb nöthigen
Maaßregeln zu betrauen. Das Direktorium nahm bestürzt seine Ent¬
lassung, aber am 10. November fand Bonaparte im Rath der Fünf¬
hundert in St. Cloud so vielen'Widerstand, daß er ihn durch Grena¬
diere auseinander treiben ließ. Aus der von Sieyes neu entworsnen
Verfassung nahm Bonaparte nur das für ihn Passende; das Amt eines
Großwahlherren (grand electeur), der nur Frankreich gegen das Aus¬
land zu repräfentiren und die Beamten zu ernennen haben sollte, aber
ohne allen Einfluß auf die ausübende Gewalt sein und nötigenfalls
auch als einfacher Senator nach Belieben des Senats in denselben
zurückzutreten hätte (absorbirt werden könnte), wies Bonaparte verächt¬
lich zurück. Von den drei ernannten Eonsnln war er der erste; er
allein hatte alle ausführende Gewalt, die beiden andern hatten dabei
nur eine berathende Stimme. Die gesetzgebende Gewalt theilten das
Tribunat und der gesetzgebende Körper. Ersteres sollte die Ge»
setzvorschläge der Regierung erörtern, ohne zu beschließen, letzterer be¬
schließen, ohne darüber zu berathen. Der Senat, dessen Mitglieder
der erste Consul das erste Mal ernannte, hatte über die Erhaltung
der Verfassung zu sorgen.
6. Die Zeit des Lonsulats vom 9. November (18. Brumaire)
1799 bis zum 18. Mai 1804.
Die neue Regierung wurde mit Vertrauen empfangen. Sie zeigte
Versöhnlichkeit gegen die alten Partheien, dämpfte den wieder erwachten