I. Aus der Heimat.
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deutschen Sängern und Kriegern mitgeben. Die Bevölkerung hing ihm an,
und er selbst war Mitglied einer Gilde, deren Genossen einander Leib und
Leben zu schützen gelobten. So regierte Knud, obwohl als Däne geboren, wie
ein deutscher Fürst seiu Land.
Mit Freuden vernahm der deutsche Kaiser Lothar, wie Kuud die Menden in
M agrien bezwang; deshalb erhob er ihn zu ihrem König und setzte ihm mit
eigener Band die Krone auss Haupt. Seit der Zeit nannten ihn seine Unter¬
thanen Laward d. h. Brotherr und zollten ihm gleiche Ehre und würde
wie seinem Oheim, dein dänischen Könige. Mit Neid und Eifersucht sahen
die Dänen, wie seine Macht immer mehr zunahm. Denn selbst in ihrem Lande
galt sein Mort mehr, als das des Königs. Als nämlich zwischen seinen Brüdern
auf Seeland ein blutiger Krieg ausbrach, den Niels vergebens zu endigeti suchte,
mußten sie bei Strafe der Verstümmelung am Bose des Herzogs in Schleswig
erscheinen und sich seinen: Richterspruche fügen. Vor Zorn entbrannte vor
allen Magnus, der Sohn des Königs, als er einst in einer Versammlung in
Schleswig Knud mit der Mendenkrone auf dem Haupte neben seinem Vater
vor allem Volke sitzen sah. Er begann zu sürchten, daß Knud ihm dereinst
Reich und Leben nehmen könnte, und auch die Seele des Königs erfüllte Miß-
trauen und Angst vor seinem mächtigen Neffen.
Auf der Tagessatzung zu Ripen klagte Niels vor dem versammelten
Volke: „Knud will meinen Tod nicht erwarten, sondern sich des Thrones be¬
mächtigen. Darum nennt er sich auch jetzt schon König!" Knud erwiderte,
auf das Heft seines Schwertes gestützt: „Knees, einen Herrn, nennen mich die
Menden, nicht König. Zch habe die Menden im Kampfe bezwungen, die Küsten
und Meere sind jetzt sicher, sodatz der Däne ruhig am Ufer der Zuseln
wohnen und der König ohne Machen am Grenzwall in Schleswig schlafen
kann. Aber für all die Mühen und Munden, die ich im Kampfe für das
Vaterland davongetragen habe, ernte ich jetzt nur Haß und Verfolgung. Und
doch bin ich ein treuer Dienstmann des Königs und trachte nicht nach der
dänischen Krone." Das versammelte Volk jubelte Knud Beisall zu, und der
König entließ ihn scheinbar versöhnt aus der Versammlung. Aber Magnus,
mit furchtbarem Baß im Kerzen, beschloß, sich mit Gewalt seines gefürchteten
Gegners zu entledigen, und viele dänische Prinzen standen zu ihm. Durch einen
feierlichen Eid band er alle, nichts von ihrer Absicht zu verraten. Bei der Be¬
ratung lagerten sie auf dem Boden, um schwören zu können, daß sie weder
sitzend noch stehend auf den Untergang des Herzogs bedacht gewesen seien.
Nur der Schwager Knuds verließ plötzlich die Versammlung, als er den Mord¬
anschlag gegen das Leben seines Verwandten vernahm; er wollte den Hllan
nicht teilen, aber ihn auch nicht verraten.
Bald darauf verlautete, Magnus wollte zum heiligen Grabe pilgern;
vorher aber solle eine Versammlung aller Familienmitglieder auf Seeland statt-
stnden. Auch Knud ward geladen, das heilige Meihnachtsfest im frohen Kreise