Was saugt ihr mit dem Leichenblick, dem stieren,
An meinem Blut und dörrt mir das Gebein?
's ist wahr, ich tötet' euch; doch mußt' es sein.
Wer hieß im Würfelspiel euch auch verlieren!
45 Hinweg! — Weh mir! Wann endet diese Pein?"
Der Arzt bot ihm den Kelch; er sog ihn leer
Und sank zurück in tödlichem Ermatten;
Dann, ans den Kissen, blickt' er schen umher
Und frug verstört: „Nicht wahr? Du siehst nichts mehr?
50 Fort sind sie, fort, die fürchterlichen Schatten —
Vielleicht auch war's nur Dunst. — Doch glaube mir,
Sie kamen oft schon nachts, und wie sie quälen,
Das weiß nur ich. — Doch still! — Komm, setz' dich hier
Nah, nah; von anderm will ich dir erzählen.
55 Auch ich war jung einst, traut' auf meinen Stern
Und glaubt' an Menschen. Doch der Wahn der Jngend
Zerstob zu bald nur; und, ins Innere lugend,
Verfault erfand ich alles Wesens Kern.
Da war kein Ding so hoch und bar der Rüge,
60 Der Wurm saß drin; aus jeder Großtat sahn
Der Selbstsucht Züge mich versteinernd an;
Lieb', Ehre, Tugend — alles Schein und Lüge!
Nichts unterschied vom reißenden Getier
Dies Kotgeschlecht, als im ehrlosen Munde
65 Der Falschheit Honig und im Herzensgründe
Die größre Feigheit und die wildre Gier.
Wo war ein Freund, der nicht den Freund verriet?
Ein Bruder, der nicht Brudermord gestiftet?
Ein Weib, das lächelnd nicht den Mann vergiftet?
70 Nichtswürdig alle — stets dasselbe Lied.
Da ward auch ich wie sie. Und weil nur Schrecken
Sie zähmte, lernt' ich Schrecken zu erwecken;
Und Krieg mit ihnen führt' ich. Zum Genuß
Ward ihre Qual mir, ihr verendend Röcheln,
75 Ich schritt ins Blut hinein bis zu den Knöcheln —
Doch auch das Grausen wird zum Überdruß.
Und jetzt, nur noch gequält von: Strahl des Lichts,
Matt, trostlos, reulos starr' ich in das Nichts."
Sein Wort ging tonlos aus; er keuchte leis
80 Im Krampf, von seinen Schläfen floß der Schweiß,
Und graß verstellt, wie eine Larve, sah