Full text: [Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1] (Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1)

Es waren Gaben und Erzeugnisse einer ganz neuen Welt, die jetzt nach 
Europa herüberkamen. Jeder Spaziergang durch europäische Parks und 
Gärten, jede Fahrt auf Landwegen und Eisenbahnen führt uns an 
amerikanischen Gewächsen vorüber. Der sogenannte wilde Wein aus 
Nordamerika bekleidet Säulen und Wände, rotglühend im Herbste, doch 
keinen Traubensaft spendend wie die morgenländische Schwester vom 
Kaukasus; die Pyramidenpappel, die am Mississippi einheimisch ist, zieht 
wie ein grüner Säulengang oder auch paarweise in Prozession an der 
Heerstraße fort. Da sie für uns zunächst aus Italien gekommen ist, so 
wird sie zumeist italienische oder lombardische Pappel genannt. Breiten, 
dichten Schatten wirft die amerikanische Platane; Hecken nordamerikanischer 
Akazien umgeben die öffentlichen Spazierwege, in denen die Weimutskiefer, 
der Tulpenbaum, die herrliche Magnolie, der zarte Pfefferbanm, der präch¬ 
tige Korallenbaum und noch viele andere amerckanische Einwanderer den 
Eintretenden empfangen. 
Für den Weizen und das Rind und das Pferd — Geschenke von 
unschätzbarem Werte — haben wir den Truthahn, den Mais und die 
Kartoffel zurückerhalten. Die Kartoffel hat sich bei den Südländern nicht 
beliebt gemacht, wohl aber eine andere, der Kartoffel nahe verwandte, 
ursprünglich giftige amerikanische Frucht, die Tomate, deren gelbroter 
säuerlicher Saft die italienischen Schüsseln zu färben pflegt und überall 
in der italienischen Küche, wo es nur möglich ist, angebracht wird. 
8. Okinefiscker Cee und feine Metropole. 
Von 6rnTt von I)eNe-Martegg. 
Velhagen & Klasings Monatshefte. 10. Jahrg. (1895/96.) I. Band. 8. 830. 
1. 
Tee wird in China hauptsächlich im Stromgebiet des mächtigen 
Jangtsekiang gebaut. Bei Ningpo, einem der den Europäern geöff¬ 
neten Häfen, gedeiht er am besten, und dort war es auch eine meiner 
ersten Unternehmungen, die Teepflanzungen der Umgebung zu besuchen. — 
Es war Anfang Mai des Jahres 1894, und wie bei uns, so ist dieser 
Monat auch in China der schönste. In den kleinen Reisfeldern unten am 
Flusse prangten die kleinen Pflänzlein im herrlichsten Grün; weiter oben 
am Fuße der Berghänge stand das Getreide schon kniehoch, vermengt mit 
Mohnblumen und rotblühendem Klee; und die Berge bis hinauf zu den 
Gipfeln zeigten den wunderbarsten Azaleenschmnck. Hier und da, in der 
Umgebung der weitverstreuten kleinen Bauernhöfe,, erhoben sich Gruppen 
mächtiger Weiden- und Kampferbäume mit ihren dunkelgrünen, buschigen 
Kronen. Dickstämmige Wistarias, diese schönsten und beharrlichsten aller 
Schlingpflanzen, wanden sich den Baumstämmen entlang, ihre Zweige um-
	        
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