Full text: Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters (Bd. 2)

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behaupteten. — In Böhmen und Ungarn wurden einheimische 
Fürsten als Herrscher aufgestellt, im Norden und Nordosten 
bröckelte ein Stück nach dem anderen vom Reiche ab und kam unter 
fremde Herrschaft. Das Ordensland Preußen wurde zum Teil 
von den Polen in Besitz genommen, zum Teil von ihnen abhängig 
gemacht (1466 2. Thorner Friede); Schleswig-Holstein kam an 
Dänemark (1640). 
Während Deutschland nach innen und nach außen an Macht und 
Ansehen zurückging, drohten dem Reiche von Osten und von Westen 
Zwei gefährliche Feinde, die Türken und der Herzog Karl der 
Kühne von Burgund. Im Jahre 1453 eroberten die Türken, 
die schon seit dem Ende des 14. Jahrh, auf der Balkanhalbinsel hausten, 
K o n st a n t i n o p e l, machten dem o st römischen Reiche ein Ende 
und bedrohten Deutschland von Südosten her. 
Karl der Kühne, ein tapferer und geistig hochbegabter Fürst, 
beherrschte außer seinem Stammland Burgund (Bourgogne), die F r e i - 
Grafschaft Burgund (Franche Comte), Flandern und 
Brabant (Niederlothringen oder Niederlande). Mit seiner könig¬ 
lichen Macht wünschte er den königlichen Titel zu vereinigen. Er wandte 
sich deshalb an den Kaiser, der seinen Wunsch zu erfüllen versprach, 
wenn Karls Tochter Maria seinem Sohne Maximilian die Hand 
reiche. Karl war hiermit einverstanden; da er aber vor der Verlobung 
"seiner Tochter die Verleihung des königlichen Titels beanspruchte und 
auch der König Ludwig XI. von Frankreich sich in die Angelegenheit 
mischte, zerschlugen sich die Verhandlungen. 
Inzwischen versuchte Karl sein Land zu vergrößern. Er vertrieb 
Den Herzog von Lothringen und nahm sein Land in Besitz; dann 
wandte er sich (1476) gegen die Schweizer, doch „bei G r a n s o n verlor 
er das Gut, bei Murten den Mut und bei Nancy das Blut" (1477). 
Nach Karls Tode vermählte sich Maximilian mit 
Maria von Burgund. Durch diese Heirat fielen die Frei¬ 
grafschaft und die Niederlande an Österreich. Die Bourgogne 
tarn an Frankreich. 
Im Alter von 78 Jahren starb Kaiser Friedrich zu Linz a. d. Donau. 
Er ist der letzte Herrscher Deutschlands gewesen, der in Rom ge¬ 
krönt wurde. Seine Nachfolger führten bloß den Titel: Erwähl¬ 
ter römischer Kaiser. 
Maximilian I. (1493—1519.) Maximilian war hochbegabt, sehr 
-gebildet und ein Freund und Gönner von Kunst und Wissenschaft. Er
	        
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