Full text: (Achtes und neuntes Schuljahr) (Teil 4 für Kl. 2 u. 1)

II. Aus der Geschichte. 
96. Altdeutsches Frauenleben. 
Karl Weinkwld. 
1. Erziehung und Unterricht. 
Unter den andauernden Kriegsunruhen und der wirtschaftlichen 
Notlage des frühen Mittelalters litten am meisten die unteren und 
ärmeren Schichten des Volkes. Schulen gab es höchstens in den größeren 
Städten; die Landbevölkerung wuchs fast ohne Unterricht auf. Die 
Mädchen wurden zuerst zum Hüten des Geflügels, zu kleinen Arbeiten 
im Haufe und im Felde angeleitet, lernten notdürftig die Hauptstücke 
des Christenglaubens, vielleicht auch lesen, schreiben nur selten; und 
wenn dann ihre Kräfte wuchsen, wurden sie Mägde im väterlichen 
oder brüderlichen Hause und bereiteten sich so allmählich vor, später 
ihren eigenen Haushalt selbst versehen zu können. 
Anders freilich stand es um die Erziehung der reichen und vornehmen 
Gesellschaft. 
Die Töchter der Vornehmen wuchsen entweder bei Pflegeeltern 
aus oder wurden der Obhut einer Erzieherin übergeben. Diese,,Meisterin" 
oder „Zuchtmeisterin" war zugleich über die gesamte weibliche Umgebung 
des Fräuleins gesetzt; denn die Fürstentöchter waren stets von einer 
Schar junger Mädchen aus den besten Geschlechtern des Landes umgeben, 
die als Gespielinnen und Genossinnen Lehre und Unterhaltung mit ihnen 
teilten. Die Meisterin unterwies die jungen Mädchen in weiblichen 
Arbeiten, in der Anstandslehre und zuweilen auch in der Musik; außerdem 
war sie die Ehrendame ihrer Pfleglinge.
	        
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