Full text: [Teil 3 = 6. u. 7. Schulj] (Teil 3 = 6. u. 7. Schulj)

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3. So klagten die Minder. Das war nicht recht, 
ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht. 
Der neue freilich, der knausert und spart, 
hält j)ark und Birnbaum strenge verwahrt. 
Aber der alte, vorahnend schon 
und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn, 
der wußte genau, was damals er tat, 
als um eine Birn' ins Grab er bat. 
Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus 
ein Birnbaumsprößling sproßt heraus. 
4. Und die Jahre gehen wohl auf und ab, 
längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab, 
und in der goldenen Herbsteszeit 
leuchtet's wieder weit und breit. 
Und kommt ein Jung' übern Kirchhof her, 
so flüstert's im Baume: „Miste 'ne Beer?" 
Und kommt ein Mädel, so flüstert's: „Lütt Dirn, 
komm man röwer, ick gew' Di 'ne Birn!" 
So spendet Segen noch immer die Hand 
des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland. 
Theodor Fontane. 
6. Im Freien. 
1. Hüpft ein Vöglein, singt mir 
zu: 
„Freude! Holde Freude! 
Kuß und Sang, ein Paradeis 
auf dem grünen, frischen Reis, 
unter Blüten, rot und weiß, 
auf der grünen Heide." 
2. Fließt ein Bächlein, rauscht 
mir zu: 
„Freude! Holde Freude! 
Muntre Schwätzer lustig ziehn 
in die Wiesen saftig grün, 
oder wo die Sträucher blühn 
auf der grünen Heide." 
3. Fliegt ein Bienlein, summt 
mir zu: 
„Freude! Holde Freude! 
Hohes Fest und süßes Mahl, 
Honigblüten ohne Zahl, 
Duft im warmen Sonnenstrahl 
auf der grünen Heide." 
4. Tanzt ein Mädchen, lacht mir 
zu: 
„Freude! Holde Freude! 
Ostertag, so licht und warm, 
Bachgemurmel, Bienenschwarm, 
Vogelsang und, Arm in Arm, 
Tanz auf grüner Heide." 
Volkslied. 
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