Contents: Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln (Theil 2)

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A. Europa. 
tigte. SeineHoffnung auf mächtigen Beistand der protestantischen 
Fürsten ward sehr getäuscht; die Furcht vor der kaiserlichen Macht 
und kleinliche Eifersucht gegen den schwedischen Helden hielten die 
mächtigsten, Brandenburg und Sachsen, zurück. Mit gewaffne- 
ter Hand mußte er von dem schwachen Kurfürsten Georg Wilhelm 
von Brandenburg die Einräumung Spandaus und Küstrins zu sei¬ 
ner Sicherheit erzwingen, und erst die äußerste Noth konnte den 
kleinlich eifersüchtigen Johann Georg von Sachsen bewegen, ihm 
Wittenberg zu öffnen und sich mit ihm zu verbinden. Ueber diese 
Verzögerungen gewann Tilly Zeit, am 10. Mai 1631 Magdeburg, 
welchesl er schon lange belagerte, durch verstellten Abzug zu über¬ 
rumpeln und mit viehischer Grausamkeit zu verwüsten; nur der 
Dom und wenige Fischerhütten blieben von den Flammen verschont 
und nur wenige Einwohner entgingen der Wuth der Kaiserlichen. 
Nun erst schloß Sachsen sich an die Schweden an, und im nem- 
lichen Jahre schlug Gustav Adolph den nie besiegten Tilly gänzlich 
bei Leipzig und verfolgte ihn durch Franken und Vaiern, wo Tilly 
am Lech, den er vertheidigte, blieb. Von der äußersten Noth be¬ 
drängt, mußte Ferdinand den Beistand Wallensteins erbitten, und 
erhielt ihn nur gegen so ausgedehnte Vollmachten, wie sie wohl 
nicht leicht jemals ein Feldherr von seinem Fürsten erlangte. Wal¬ 
lensteins Name schuf dem Kaiser ein Heer, womit er anfänglich nur 
die Fortschritte des Siegers aufhielt, dann aber nach dem wehrlo¬ 
sen Sachsen verwüstend aufbrach. Hier kam es am 6. Nov. 1632 
zu jener Schlacht bei Lützen, in welcher der edle Held Gustav 
Adolph zwar fiel, seine erbitterten Schweden aber unter Bernhard 
von Weimar nicht allein über Wallenftein, sondern gegen Abend 
auch noch über den herbeigeeilten Pappenheim den vollständigsten 
Sieg davon trugen. Gustav Adolph hinterließ zwar nur eine 
6 Jahr alte Tochter, Christine, aber der große Geist seines Kanzlers 
und Reichsverwesers Axel Oxenstierna, und die Talente mehrerer 
in Gustavs Schule gebildeter Feldherren, unter welchen Bernhard 
von Weimar und Gustav Horn, später vorzüglich Banner und Tor- 
stenson hervorleuchteten, ersetzten Deutschland seinen Verlust. 
Wallenstein, dessen zweideutiges Benehmen und unbegränzter Ehr¬ 
geiz dem kaiserlichen Hofe verdächtig waren, wurde bald nachher 
1634 zu Eger ermordet, und Ferdinands Sohn, in der Folge Kai¬ 
ser Ferdinand 111.» übernahm das Commando, und siegte 1634 
in der mörderischen Schlacht bei Nördlingen über die Schweden. 
Sachsen, schon längst eifersüchtig auf die Fortschritte der Schwe¬ 
den, benutzte diesen Zeitpunkt, um 1635 zu Prag mit dem Kaiser 
Friede zu schließen. Immer verworrener und gräßlicher ward nun 
das Gewühl des Krieges; ohne großen zusammenhängenden Plan 
trieben Schweden und Oestreicher sich in allen Provinzen Deutsch¬ 
lands herum, und die schändliche Politik Frankreichs, von Riche¬ 
lieu geleitet, schürte durch kärgliche Hülfe, die sie den Protestanten 
reichte,
	        
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