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128» ^fail ]F)Ütt* Von den Brüdern Grimm.
Deutsche Sagen. 4. Auflage, besorgt von Reinhold Steig. Berlin 1906. 8. 174.
^Ln uralten Zeiten lebte im Tirolerland eine mächtige Riesenkönigin,
Frau Hätt genannt, und wohnte auf den Gebirgen über Innsbruck,
die jetzt grau und kahl sind, aber damals voll Wälder, reicher Äcker
und grüner Wiesen waren. Auf eine Zeit kam ihr kleiner Sohn heim,
weinte und jammerte, Schlamm bedeckte ihm Gesicht und Hände, dazu
sah sein Kleid schwarz aus wie ein Köhlerkittel. Er hatte sich eine
Tanne zum Steckenpferd abknicken wollen; weil der Baum aber am
Rande eines Morastes stand, so war das Erdreich unter ihm gewichen
und er bis zum Haupt in den Moder gesunken, doch hatte er sich noch
glücklich herausgeholfen. Frau Hütt tröstete ihn, versprach ihm ein
neues schönes Röcklein und rief einen Diener, der sollte weiche Brosamen
nehmen und ihm damit Gesicht und Hände reinigen. Kaum aber hatte
dieser angefangen, mit der heiligen Gottesgabe also sündlich umzugehen,
so zog ein schweres, schwarzes Gewitter daher, das den Himmel ganz
zudeckte, und ein entsetzlicher Donner schlug ein. Als'es wieder sich
aufgehellt hatte, da waren die reichen Kornäcker, grünen Wiesen und
Wälder und die Wohnung der Frau Hütt verschwunden, und überall
war nur eine Wüste mit zerstreuten Steinen, wo kein Grashalm mehr
wachsen konnte, in der Mitte aber stand Frau Hütt, die Riesenkönigin,
versteinert und wird so stehen bis zum Jüngsten Tag.
In vielen Gegenden Tirols, besonders in der Nähe von Innsbruck,
wird bösen und mutwilligen Kindern die Sage zur Warnung erzählt,
wenn sie sich mit Brot werfen oder sonst damit Übermut treiben.