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Es ist aus alle diesem wohl leicht zu begreifen, daß die wirtschaftliche
und für die Zukunft sorgende Denkweise bei den Samoanern noch nicht ge-
weckt ist. Man kann aber nicht sagen, daß sie in ihrer Weise unwirtschaftlich
seien. Im Gegenteil, es machen Haus und Hof bei ihnen überall einen
wohl gepflegten und sehr geordneten Eindruck, aber ihuen ist jener Begriff
des wirtschaftlichen Lebens und der Arbeit fremd, welcher unserem Erwerbs-
leben zugrunde liegt. Sie haben niemals die Not kennen gelernt und somit
auch nicht die Sorge, ihr vorzubeugen, die Sorge um die Zukunft. Infolge-
deffen fehlen ihnen diese beiden mächtigen Hebel der Kultur, denen wir unsere
Errungenschaften in erster Linie verdanken.
Was die Samoaner bis jetzt in der Kultur geleistet haben, ist äußerst
gering. Mau hat ihnen auf geistigem und künstlerischem Gebiet viel Gutes
nachgesagt, hat ihre Redekunst, ihren Sinn für feine und feierliche Umgangs-
formen geradezu bewundert, man rühmt ihre Kunst im Korb- und Matten-
flechten und wohl auch in Holzschnitzerei und im geschickten Hausbau. Das
ist aber auch ungefähr alles, was sie im Laufe der Jahrhunderte und Jahr-
taufende aus sich selbst erlerut haben. Besonders ausfüllig ist es, daß die
Samoaner sich noch nicht aus der Steinzeit zur Eisenzeit emporgearbeitet
hatten, als wir mit ihnen in Berührung traten. In ihrem Boden ist Eisen
reichlich vorhanden, und in Afrika werden weit eisenärmere Erden von den
Naturvölkern verarbeitet.
Die Mission und der Verkehr mit den Weißen haben dann Handwerker
entstehen lassen, deren Geschick und Kunst jedoch noch recht einfach zu neunen
sind. Wenn ich alles dieses, was die Samoaner leisten, mit dem vergleiche,
was der Sudanneger, auch der Togoneger und der intelligente Kamernnneger
an Kunst und Arbeit aufzuweisen vermögen, so kann ich nicht umhin, die
Samoaner doch hinter jene Negerstämme zu stellen. Ich kenne manches
Togo- und manches Kamerundorf, die weit mehr Kunst und Intelligenz zeigen
als die besten Samoadörfer.
Gleichwohl ist der Samoaner in Verkehr uud Umgang weit angenehmer
als der afrikanische Neger. Er ist edler, gutherziger und bescheidener, auch
ziemlich lernbegierig. Und das mahnt uns, es ernstlich zu versuchen, ihn
wie zum Christentum, so auch zur wirtschaftlichen Mitarbeit zu bekehren.
F. W o h [ t m a n n.