Full text: Für die oberen Kurse (Teil 3, [Schülerband])

218 
aber am stärksten gegen die Römergrenze nach Süden und 
Westen. In Wahrheit ist diese Besiedelung für uns seit den 
Cimbrerkriegen erkennbar, denn jedes der folgenden Jahrhun— 
derte verschiebt einzelnen Völkergruppen die alten Sitze. Schon 
im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung dehnen die süd— 
lichen Suevenstämme, Hermunduren, Markomannen, Quaden, 
den Schwerpunkt ihrer Macht langsam gegen die Donau, wäh— 
rend am Rhein die Westdeutschen gegen römische Heere ringen. 
Im zweiten Jahrhundert beginnt das obere Oderthal seine 
Völker auszustrecken, der Vandalenbund tritt in den Kampf 
der Donausueven gegen Mark Aurel. Im dritten Jahrhundert 
ergreift die Vewegung nach und nach die Völker des uͤnteren 
Oderlaufes, Semnonen (Juthungen) ziehen sich von der Spree 
südwärts, banso Longobarden ünd Burgunder; die Heruler, 
Rugier und Schyren folgen, sie breiten längs der ganzen 
Donau aus, die meisten von ihnen stoßen seit dem großen 
Seythenkriege in stürmischem Andrang mit den Römern zu⸗ 
sammen, zugleich mit ihnen das große Volk der Goten aus 
seinen Sitzen am Dnjepr. Im vierten Jahrhundert wird das 
Drängen längs dem Rheine ungestümer, der Alemannenbund, 
der Frankenbund, der Sachsenbünd stürmen die römischen Ka— 
stelle oder verwüsten auf ihren Schiffen die gallischen Nord— 
küsten; an der Donaugrenze aber bewirkt der Einbruch der 
Hunnen, eines mongolischen Volkes, heftige Erschütterung; wie 
durch eingetriebenen Keil werden die Germanen über die Grenze 
des Römerreiches gestoßen. 
Das fünfte Jahrhundert, das gewaltigste der Wanderzeit, 
treibt Westgoten, Alanen, Vandalen und Donausueven nach 
Gallien und Spanien, die Vandalen von dort nach Afrika — 
die Sachsen und Angeln besetzen Britannien, die Franken dringen 
in Gallien vor, die Heruler, Rugier, Schyren, siedeln sich in 
Italien an, nach ihnen die stärkeren Ostgoten. Überall werden 
auf dem Boden des weströmischen Reiches Germanenstaaten 
gegründet. Aber die meisten dieser Staaten haben geringe 
Dauer. Schon im sechsten Jahrhundert wird Afrika und Ita⸗ 
lien wieder von Ostrom unterworfen, und die letzte große 
Völkerwelle der Germanen, die der Longobarden zieht über 
Italien; die Franken breiten ihre Herrschaft von Gallien über 
das westliche Deutschland aus, in das östliche, jetzt dünnbe— 
völkerte, ziehen geräuschlos die Slaven. Noch dauert die Unruhe 
im Norden, woò Dänen und Normannen ausschwärmen, und 
an der untern Donau, wo ein fremdes Volk nach dem andern 
aus Asien einzieht und verheert, bis es selbst verwüstet wird. 
Die Kolonistenkraft der Deutschen ist schwächer geworden, ein 
Überschuß an Menschen nicht mehr vorhaänden. Fortan kämpft
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.