Die Salzburger (Emigration 9
Salzburg auf das heftigste bedrängte und verfolgte evangelische Glaubens¬
verwandte, da dieselben blos und allein um ihres Glaubens willen und
weil sie demselben wider besseres Wissen und Gewissen abzusagen sich nicht
entschließen können noch wollen, ihr Vaterland zu verlassen gezwungen
werden, ihnen die hülfliche uud mildreiche Hand zu bieten, und zu solchem
Ende dieselben in Unsere Lande aufzunehmen und in gewissen Ämtern Unseres
Königreichspreußen unterzubringen und zu versorgen Uns resolviret haben...
. . . übrigens aber oft erwähnten nach Unsern Landen gehenden Salz»
burger (Emigranten hierdurch die gnädigste Versicherung erteilen, daß den¬
selben zu Regensburg, wie auch folgendes in Unserer Stabt Halle und so
weiter durch Unsern zu ihrer Führung abgeordneten dommiffarium die
ordinairen Diäten gleich andern nach Unsern preußischen Landen vorhin
abgegangenen Kolonisten, nämlich für einen Mann täglich hiesigen Geldes
vier Groschen (oder fünfzehn Kreuzer), für eine Frau oder Magd drei
Groschen (ober elf Kreuzer, einen Pfennig) und für ein Kind zwei Groschen
(oder sieben unb einen halben Kreuzer) gereichet, ihnen auch bet ihrer
(Etablirung in Preußen alle biejenigen Freiheiten, privilegia, Rechte unb
Gerechtigkeiten, welche anbern Kolonisten bafelbft competiren und zustehen1,
ebenfalls zu gute kommen sollen . ..
2. Lob für des Königs Sorge um die (Emigranten.2
... Hm meisten thut hierbet) der König von Preußen. Wenn man dieses
mit unparthet)ifchen Augen anstehet, muß man gewiß bekennen, daß Gottes
Finger allhier befchäfftiget sey. Ls ist sehr viel, was dieser Herr denen
armen Salzburgern erzeiget. Man überlege nur, wie viel Mühe hat es
bißher gekostet, 300 Salzburger unterzubringen. Der König aber will so
viel in seine Lande aufnehmen, als nur zu ihm kommen werden . .. Wie
viel Hindernisse legte man ihnen in den Weg, wenn sie durch einige
papistische Werter zogen . . . Ietzo aber heissen sie Preußische Unter¬
thanen, welche man nicht so schlechter Dings beleidigen darff, weil man
sich vor einem großen Könige fürchten muß . . . Der König höret nicht
auf, noch mehr Geld an sie zu verwenden, ob gleich bereits etliche
Tonnen Goldes darauf gegangen seyn . .. Bei dem Könige heißen sie recht
liebe Gäste . . . Woher würden sie Unterhalt bekommen haben, wenn das¬
jenige wäre verzehret worden, was sie aus Salzburg mit sich genommen
Uunmehro aber zahlet ihnen der Preußische (Tommiffarius ihre ordentlichen
Gelder aus, wovon sie ihre Reise fortsetzen können . .. wie groß würde
jetzo die Verwirrung im Deutschen Reiche heißen, welche von dielen herum
wandernden Salzburgern entstanden wäre, wenn der König nicht solches
durch einen heldenmütigen (Entschluß abgewendet hätte. Gewiß er erlangte
1 vgl. A II.
s Ausführliche Historie Derer (Emigranten oder vertriebenen Lutheraner aus
dem Erk,-Bißthum Salzburg. Leipzig, 1732. I, 223f.
(Queltenfammlung II,97: Lüdtke, preußische Kulturarbeit 2