Full text: [Teil 3 = Kl. 6] (Teil 3 = Kl. 6)

133, ^raU IJutt. Von den Brudern Grimm. 
Deutsche Sagen. 4. Auflage, besorgt von Keinhold Steig. Berlin 1906. S. 174. 
3N uralten Zeiten lebte im Tirolerland eine mächtige Riesenkönigin, 
Frau Hätt genannt, und wohnte ans den Gebirgen über Innsbruck, 
die jetzt grau und kahl sind, aber damals voll Wälder, reicher Äcker 
und grüner Wiesen waren. Ans eine Zeit kam ihr kleiner Sohn heinl, 
weinte und jammerte, Schlamm bedeckte ihm Gesicht und Hände, dazu 
sah sein Kleid schwarz aus wie ein Köhlerkittel. Er hatte sich eine 
Tanne zum Steckenpferd abknicken wollen; weil der Baum aber am 
Rande eines Morastes stand, so war das Erdreich unter ihm gewichen 
und er bis zum Haupt in den Moder gesunken, doch hatte er sich noch 
glücklich herausgeholfen. Frau Hütt tröstete ihn, versprach ihm ein 
neues schönes Röcklein und rief einen Diener, der sollte weiche Brosamen 
nehmen und ihm damit Gesicht und Hände reinigen. Kaum aber hatte 
dieser angefangen, mit der heiligen Gottesgabe also sündlich umzugehen, 
so zog ein schweres, schwarzes Gewitter daher, das den Himmel ganz 
zudeckte, und ein entsetzlicher Donner schlug ein. Als es wieder sich 
aufgehellt hatte, da waren die reichen Kornäcker, grünen Wiesen und 
Wälder und die Wohnung der Frau Hütt verschwunden, und überall 
war nur eine Wüste mit zerstreuten Steinen, wo kein Grashalm mehr 
wachsen konnte, in der Mitte aber stand Frau Hütt, die Riesenkönigin, 
versteinert und wird so stehen bis zum Jüngsten Tag. 
In vielen Gegenden Tirols, besonders in der Nähe von Innsbruck, 
wird bösen und mutwilligen Kindern die Sage zur Warnung erzählt,
	        
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