Full text: [Teil 3 = Kl. 6] (Teil 3 = Kl. 6)

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fteundliche Herr. „Nun will ich dir aber auch einige Fragen vorlegen. 
Wohin gehört das?" fragte er und zeigte dem Kinde eine Apfelsine. 
„In das Pflanzenreich" erwiderte schüchtern das Mädchen. „Wohin nun 
das?" fragte der Herr weiter und zeigte auf ein Goldstück. „Ins 
Mineralreich," war die Antwort. „Wohin gehör' ich denn, mein Kind?" 
war die dritte Frage. Freundlich blickte das Kind seinen König an und 
sagte: „Ins Himmelreich!" Da glänzte eine Träne in des Königs Auge, 
und er hob das Mägdlein empor und kiißte es. 
170. friedricb Mwelm III. und die Königin Lulle. 
Von Milhelrn pfeUer. 
Kaiser Wilhelm I. Aus seinem Leben Sextanern erzählt. Halle 1897. 8. 4. 
König und seine Gemahlin liebten ein einfaches Leben in der 
Zj schönen freien Natur. Sie verbrachten darum nur einen kleinen 
Teil des Jahres in Berlin, sonst wohnten sie in Potsdanr, Charlotten¬ 
burg oder Paretz. Das Gut Paretz, zwei Meilen von Potsdam entfernt, 
war ihnen besonders lieb. Der König hatte es schon als Kronprinz 
gekauft und hier, mitten in den Havelwiesen, sich ein Herrenhaus er¬ 
bauen lassen, schlicht und einfach, „wie es für einen armen Gutsherrn 
paßt," hatte er zum Baumeister gesagt; ringsum wurde ein schöner 
Park gepflanzt. So oft er konnte, flüchtete er auch als König aus dein 
lärmenden Berlin in das stille, schöne Fleckchen Erde und erholte sich 
dort im Kreise seiner Familie und einiger wenigen Vertrauten bei Jagd 
und Wasserfahrten. 
Zumal das Erntefest feierte das Königspaar gerne mit den Guts¬ 
leuten. Die zogen mit ihrer Dorfmusik durchs Dorf und brachten die 
Erntekrone zum Schlosse. Hier trat dann, wenn sie im Hofe ankamen, 
der König heraus unter die Tür und hörte die Ansprache an, die an 
ihn als den Gutsherrn von Paretz gehalten wurde. Nun winkte er 
denen, die die Krone trugen, näher zu treten, sie ins Haus zu bringen 
und der Königin zu überreichen. War das geschehen, so begann auf 
dem Hofe der Tanz, erst nach der Musik der Dorfbläser, dann nach 
der etwas besseren einer Regimentskapelle. Mitten unter den tanzenden 
Knechten und Mägden sah man den König und die Königin und ihr 
Gefolge sich auch im Reigen drehen. Später sah man die Königin nach 
der Wiese gehen, auf der die Buden, wie bei einem Jahrmarkts- oder 
Schützenfeste, aufgeschlagen waren. Sie trat zu denen, welche Kuchen 
und Backwerk feilhielten, und kaufte ihnen ihre Waren in ganzen Körbet! 
ab. Mit ihrem Lächeln, so huldvoll und gütig, wandte sie sich an die
	        
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