A. Aus dem Menschenleben.
1. Glück der Aindheit.
q)u stehn in frommer Eltern pflege,
welch schöner Segen für ein Kint>!
3fyrn sind gebahnt die rechten Wege,
die vielen schwer zu finden sind. Ludwig Uhlaud.
2. Die Geschichte einer Mutter.
1. Eine Mutter saß bei ihrem kleinen Kinde; sie war von Furcht
und Bangen erfüllt, daß es sterben möchte. Bleich lag es da, die
kleinen Augen hatten sich geschlossen. Leise atmete es; zuweilen
holte es so tief Atem, als wenn es seufzte, und die Mutter blickte
dann noch trauriger auf ihren Liebling.
Da klopfte es an die Tür, und ein armer, alter Mann trat ein,
der in eine große Decke eingehüllt war; denn die hält warm, und das
hatte er nötig, es war ja kalter Winter. Draußen war alles mit Eis
und Schnee bedeckt, und der Wind blies so scharf, daß es ins Gesicht
schnitt. Und da der alte Mann vor Kälte zitterte und das kleine Kind
einen Augenblick schlief, ging die Mutter und setzte Bier in einem
kleinen Topf in den Ofen, um es für ihn zu wärmen. Und der alke
Mann saß und wiegte, und die Mutter saß auf einem Stuhle neben
ihm, sah auf ihr krankes Kind, das so tief Atem holte, und erfaßte
die kleine Hand.
Heider und Nohl, Deutsches Lesebuch für Mittelschulen. HI. Teil.
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