Object: Geschichte der neueren und neuesten Zeit (Theil 3)

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14. Der Kurfürst Moritz im Kampfe mit dem 
Kaiser. 
Nach Beendigung des schmalkaldischen Krieges stand die 
Macht des Kaisers auf der höchsten Spitze. Jetzt sahen die Pro¬ 
testanten in ängstlicher Spannung ihrem Schicksale entgegen; denn 
sie meinten, der zürnende Sieger werde sofort die Abstellung 
aller Religionsneuerungen gebieten. Allein auch dieser Argwohn 
entsprang wieder aus dem fortwährenden Mißtrauen, welches sie 
in die Lauterkeit der Gesinnungen des Kaisers setzten, und welches 
schon so oft seine edelsten Absichten vereitelt hatte. Karl hatte 
freilich einen Abscheu gegen alle Religionsneuerungen und wünschte 
nichts mehr, als daß die Protestanten sich mit den Katholiken 
wieder vereinigen mögten. Allein er wußte wohl, daß die Gewalt 
der Waffen nicht das rechte Mittel sei, eine dauerhafte Vereini¬ 
gung herbeizuführen. Stets hatte er deshalb den Weg der Güte 
eingeschlagen, durch Religionsgesprache und Reichstage die streiten¬ 
den Parteien auszusöhnen gesucht; und auch jetzt, obgleich schon 
so viele Versuche gescheitert waren, gab er die Hoffnung zu einer 
friedlichen Vergleichung nicht auf. Er hielt noch im Jahre 1547 
einen großen Reichstag zu Augsburg, und hatte die Freude, auf 
demselben alle Kurfürsten persönlich anwesend zu finden. Mehre 
von ihnen zeigten sich sogar bereit, das Eoncilium von Trient an¬ 
zuerkennen, wenn auch ihre Partei dort gehört würde, und der 
Kaiser schmeichelte sich schon mit der Hoffnung, daß das Eoncilium 
wohl am Ende zu dem erwünschten Ziele führen würde. Weil 
aber dasselbe sich sehr in die Länge zog, so machte er den Vor¬ 
schlag, daß die Katholiken und Protestanten einige gelehrte und 
rechtschaffene Männer aus ihrer Mitte wählten, die zur Erhal¬ 
tung der Ruhe und Einigkeit im Reiche eine einstweilige Glau¬ 
bensrichtschnur, nachher das augsburger Interim ge¬ 
nannt, weil es nur einstweilen, bis zur Entscheidung des allgemei¬ 
nen Conciliums, gelten sollte, entwerfen mögten. Die Absicht 
des Kaisers war wohlwollend und cdel; deshalb gaben auch Alle 
ihre Beist,'mmung. Von katholischer Seite wurden Julius Pflug
	        
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