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Predigt wohl schon hinüberschweifen zu dem Abendtanz im Kruge,
wo heute der stelzbeinige Schäfer aufspielen wird.
4. Und welche Freude steigt erst in des Knaben Herzen auf
bei der Aussicht auf einen ganzen, langen Sonntag ohne Schulbücher
und Unterricht! Freilich ist es nur erlaubt, in Hof und Garten zu
spielen; aber hinter dem Garten, da lachen die Wiesen, da blitzt
und flimmert in der Morgensonne der große, von Schilf und Binsen
umrandete See mit seinen weißen, goldsternigen Wasserlilien und den
betäubend duftenden, goldgelben „Mummeln“. Da wogen die jungen
Roggenfelder wie ein grünes Meer, darin der rote Mohn und Ritter¬
sporn uns locken. Da hinaus ging es in die weite Welt, die uns gehörte,
soweit sie unsern Blicken offen lag, mit allen Bäumen und Vögeln, mit
See und Wiesen und Feldern, die unser war für die langen Vormit¬
tagstunden voll Sonnenschein, voll Windesrauschen und Blütenduft.
Ja, nur auf dem Lande ist es Frühling!
Adolf Stahr. (Lebenserinnerungen.)
15. Ein Gewitter auf dem Lande.
1. Die Morgenröte glühte mit feurigem Schein am Himmel, und
der erste Lichtstrahl fuhr über die Felder, gebrochen und zitternd wie
in Wellen. Die Erde war trocken, an Blatt und Rasen hing kein Tau¬
tropfen. Auch die Luft war schwül, und matt nickten die Blumenköpfe
an den Stielen. Vom Wipfel eines alten Kirschbaumes aber klang un¬
aufhörlich das helle Pfeifen der Golddrossel 4. Ein alter Gartenarbeiter
sah kopfschüttelnd nach dem Baume: „Ich dachte, der Spitzbub’ wär’
fortgezogen, er hat unter den Kirschen arg gewirtschaftet. Jetzt gibt
er vor seiner Abreise noch eine Nachricht; heute kommt etwas.“
Schnell rollten die Wagen auf das Erntefeld. Die Pferde waren
unruhig, schüttelten die Köpfe und schlugen mit dem Schweife die
Flanken. „Heute stechen die Fliegen,“ sagte im Vorbeifahren grüßend
der Großknecht, „es kommt ein Wetter.“ Der Landwirt kam aus dem
Hause zu dem Professor und dessen Freunde, die als Gäste auf dem
Gute weilten. Statt des Morgengrußes rief er dem Professor zu: „Das
M etterglas ist gefallen, es ist etwas im Anzuge.“ Seine älteste Tochter
Ilse kam von der Molkerei: „Die Kühe sind unruhig; sie brüllen und
arbeiten gegeneinander.“
Rot hob sich die Sonne aus trockenem Qualm. Die Arbeiter im
Felde fühlten die Mattigkeit in den Gliedern und hielten immer wieder