Full text: [Teil 3 = Kl. 6] (Teil 3 = Kl. 6)

Merke: das Selterswasser ist ein gut Wässerlein, nicht bloß 
gegen den Durst und allerhand Krankheiten, sondern auch um Diebe 
zu fangen. Allerdings muß einer es verstehen, und das Selters¬ 
wasser muß von der besten Sorte sein. 
40. Der gute Knecht. Von Bertold Auerbach. 
Schatzkästlein des Gevattersmaims. 1. Band. Stuttgart 1862. S. 169. 
Der (Gutsbesitzer Vormann hatte einen braven Knecht, und daß 
er brav war, erfuhr er zuerst durch eine kleine Tatsache, an 
die sich später viele andere anreihten. Der Knecht hatte nichts 
davon gewußt, daß ein Auge ihn sah, als er sich brav benahm, 
und das sind die besten Taten, die so geschehen. Sie werden nur 
selten äußerlich belohnt, aber sie haben doch einen guten Zahl¬ 
meister, der immer bare Münze hat, und das ist der Herr Geheime 
Kabinettsrat im Herzen, und wer den bei sich richtig angestellt 
weiß, dem kann es einerlei sein, wie er selbst und wie andere in 
der Welt betitelt werden. 
Hs war ein heißer Mittag, als der Knecht Konrad mit seinen 
Pferden vom Ackern heimgekommen war. Die beiden Pferde 
wurden gefüttert und abgeschirrt, denn jeder, wer es wissen will, 
weiß, daß auch ein Tier nicht zur rechten Ruhe kommt, solange 
es das Geschirr auf dem Leibe hat; aber manche wollen es nicht 
wissen, um sich die Mühe des Ab- und Aufschirrens zu ersparen. 
Das tat aber Vormanns Konrad nicht, und es kann wohl sein, daß 
ihm selber darum auch das Essen drin am Gesindetisch um so 
besser schmeckte. 
Der Streit ist noch unentschieden, welche Pfeife am besten 
schmeckt, ob die nach der Morgensuppe, die nach dem Mittagessen 
oder die am Feierabend. Unser Konrad liebte sie alle gleich, und 
er gehörte noch nicht zu den Zigarrenrauchern. Er ließ sich’s 
nicht verdrießen, seine Pfeife zu reinigen und darauf achtzugeben, 
damit er Genuß davon habe, während man die Zigarren nur an¬ 
zündet, raucht und dann den Rest wegwirft. 
Es war ein eigenes Behagen, mit dem sich Konrad nach dem 
Mittagessen auf den Stein an der Stalltür setzte, mit einem gesunden 
Strohhalme seinem Pfeifenrohre Luft machte, den Wassersack eben¬ 
falls säuberte, während er einstweilen den runden Pfeifenkopf auf 
den Sims des kleinen Stallfensterchens gelegt hatte. Als er jetzt 
nach dem Pfeifenkopf griff, rollte er hinunter und ganz unversehrt
	        
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