Full text: [Teil 4 = Kl. 5 u. 4] (Teil 4 = Kl. 5 u. 4)

Die Römer hatten ihre Hütten festlich ausgeschmückt und nötigten die 
Fremden, alles in Augenschein zu nehmen. Dann begannen die Spiele. 
Aber wahrend die Augen aller auf das Schauspiel gerichtet waren, siehe, 
da stürzten auf ein gegebenes Zeichen die römischen Jünglinge in die 
Haufen der Zuschauer, und jeder riß eine Jungfrau heraus, die er auf 
seineu Armen in die Stadt trug. Die bestürzten Eltern flohen schreiend 
und wehklagend nach allen Seiten auseinander. 
Die geraubten Sabinerinnen ließen sich in Rom von ihren Männern 
leicht besänftigen; aber ihre Väter daheim sannen auf blutige Rache. 
Und wären jetzt die Völker alle vereint gegen Rom gezogen, so wäre 
es um den jungen Staat geschehen gewesen. Da sie aber in ihrer Wut 
eine gemeinschaftliche Rüstung nicht abwarten konnten, so wurden sie 
einzeln vom Schwerte der Römer blutig zurückgewiesen. 
Die größte Gefahr drohte aber von dem kriegerischen Volke der 
Sabiner, die jetzt unter ihrem Könige Titus Tatius wohlgerüstet heran¬ 
zogen. Nach mehreren Gefechten kam es in einem Tale zwischen zwei 
Hügeln zur Schlacht. Während die beiden Schlachtreihen grimmig 
gegeneinander standen, während die Pfeile hinüber und herüber flogen 
und die Männer niederstreckten, stürzten plötzlich die geraubten Sabine¬ 
rinnen mit fliegenden Haaren mitten zwischen die feindlichen Reihen und 
flehten hier zu ihren Männern, dort zu ihren Brüdern und Vätern, sie 
nicht zu Witwen und Waisen zu machen. Dieser Anblick rührte die 
Heere und ihre Anführer. Es erfolgte eine tiefe Stille. Gerührt traten 
die beiden Könige in die Mitte und schlossen Frieden unter der Be¬ 
dingung, daß beide Staaten vereinigt und die Regierung von Romulus 
und Tatius gemeinschaftlich in Rom geführt werden sollte. Doch der 
herrschsüchtige Romulus, der nicht einmal seinen Bruder hatte neben sich 
dulden können, wollte noch weniger mit einem Fremden die Herrschaft 
teilen. Nach einigen Jahren räumte er ihn aus dem Wege und regierte 
wieder allein. 
196. Kri£<3 d$s Poricna* Von 'Joseph Buschmann. 
Sagen und Geschichten aus dem Altertum. 10. Auflage. Paderborn 1906. S. 164. 
Horatius Cocles. 
Vl^achdem Tarquinius Superbus, der letzte König der Römer, ver- 
■J t trieben worden war, machte er mehrere vergebliche Versuche, sich des 
verlorenen Thrones wieder zu bemächtigen. Eine Verschwörung, welche 
er zu diesem Zwecke unter den vornehmen Jünglingen Roms angezettelt 
hatte, wurde entdeckt und die Mitglieder dieser Verschwörung, zu denen 
auch die Söhne des Brutus zählten, enthauptet. Darauf beredete Tar¬ 
quinius den Porsena, einen König in Etrurien, daß er ihn mit Gewalt 
nach Rom zurückführe. Siegreich drang Porsena bis gegen die Stadt 
Porger-Wolff, Lesebuch für Knaben-Mittelschulen. IV. Hessen-Nassau. 19
	        
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