Full text: [Teil 4 = Kl. 5 u. 4] (Teil 4 = Kl. 5 u. 4)

2. Die Quelle, die ihn kommen hört, 
hält ihr Gemurmel auf sogleich, 
auf daß sie nicht in Andacht stört 
so groß als klein im Waldbereich. 
Die Bäume denken: „Nun laßt uns senken 
vorm lieben Herrgott das Gesträuch.“ 
3. Die Blümlein, wenn sie aufgewacht, 
sie ahnen auch den Herrn alsbald 
und schütteln rasch den Schlaf der Nacht 
sich aus den Augen mit Gewalt. 
Sie flüstern leise ringsum im Kreise: 
„Der liebe Gott geht durch den Wald!“ 
61. Hbendhed. Von Matthias Claudius. 
Asmus omnia sua secum portans od. Sämtliche Werke des Wandsbecker Boten. 
4. Teil. Wandsbeck 1783. 8. 91. 
1. Der Mond ist aufgegangen, 
die goldnen Sternlein prangen 
am Himmel hell und klar; 
der Wald steht schwarz und schweiget, 
und aus den Wiesen steiget 
der weiße Nebel wunderbar. 
2. Wie ist die Welt so stille 
und in der Dämmrung Hülle 
so traulich und so hold 
als eine stille Kammer, 
wo ihr des Tages Jammer 
verschlafen und vergessen sollt! 
3. Seht ihr den Mond dort stehen?— 
er ist nur halb zu sehen 
und ist doch rund und schön. 
So sind wohl manche Sachen, 
die wir getrost belachen, 
weil unsre Augen sie nicht sehn. 
4. Wir stolze Menschenkinder 
sind eitel arme Sünder 
und wissen gar nicht viel, 
wir spinnen Luftgespinste 
und suchen viele Künste 
und kommen weiter von dem Ziel. 
5. Gott, laß uns dein Heil schauen, 
aus nichts Vergänglichs trauen, 
nicht Eitelkeit uns sreun! 
Laß uns einfältig werden 
und vor dir hier aus Erden 
wie Kinder fromm und fröhlich sein! 
6. Wollst endlich sonder Grämen 
aus dieser Welt uns nehmen 
durch einen sanften Tod! 
Und wenn du uns genommen, 
; laß uns in'n Himmel kommen, 
du unser Herr und unser Gott! 
7. So legt euch denn, ihr Brüder, 
in Gottes Namen nieder! 
Kalt ist der Abendhauch. 
Verschon' uns, Gott, mit Strafen, 
und laß uns ruhig schlafen — 
und unsern kranken Nachbar auch! 
Porger-Wolff, Lesebuch für Knaben-Mittelschulen. IV. Hessen-Nassau. 
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