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Bartolomeo Diaz mit zwei Schiffen I486 ausgesandt. Er steuerte unmit¬
telbar nach Congo, um ovu da erst seine Entdeckungen zu beginnen.
Heftige Südoststürme entführten seine Schiffe der Küste. Man verlor das
Land ganz aus den Augen und trieb auf der hohen See umher. Diaz hatte
schon den 36. ° südl. Br. passiert, war also schon über die Südspitze
Afrikas hinausgekommen, ohne sie erblickt zu haben. Das Schiffsvolk,
der Beschwerden der ungeheuren Entdeckungsfahrt müde, murrte iiub ver¬
langte nach Rückkehr. Auch die Lebensmittel gingen zu Ende; alle Vor¬
räte waren erschöpft. Diaz mußte daher umkehren. Nun erst, auf der
Rückfahrt, wurde das südlichste Vorgebirge der alten Welt mit den: mäch¬
tigen Tafelberge erblickt, das zuvor schon unter den gefahrvollsten Stürmen,
aber unbemerkt, umschifft war. Diaz hatte dem Vorgebirge wegen der
dort ausgestandenen Stürme den Namen Cabo tormentoso gegeben. Als
er aber dem Könige die Nachricht seiner großen Entdeckung überbrachte,
nannte dieser es Cabo da boa esperanza, in der Hoffnung, ttnnmehr
den Seeweg nach Indien zu finden. Diaz ist also der erste, der diese
Entdeckung gemacht hat, und nicht Vasco de Gama, dem die spätere Zeit
dies gewöhnlich auf Kosten des Diaz irrig zuschrieb. Zwei neue Welten,
im Osten und Westen der Erde, die amerikanisch-westindische und die
ostindische traten nun zu gleicher Zeit mit der europäischen Welt in Verkehr.
8. Meeresstille.
(Johann Wolfgang von Goethe.)
Tiefe Stille herrscht im Wasser,
ohne Regung ruht das Meer,
und bekümmert sieht der Schiffer
glatte Fläche rings umher.
Keine Lilft von keiner Seite!
Todesstille fürchterlich!
In der ungeheuren Weite
reget keine Welle sich.
9. Glückliche Fahrt.
(Johann Wolfgang von Goethe.)
Die Nebel zerreißen,
der Himmel ist helle,
und Äolus löset
das ängstliche Band.
Es säuseln die Winde,
es rührt sich der Schiffer
Geschwinde! geschwinde!
Es teilt sich die Welle,
es naht sich die Ferne;
schon seh' ich das Landl