Full text: [Teil 7, [Schülerband]] (Teil 7, [Schülerband])

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Vnd wenn die Welt voll teufel wer 
vnd wollt vns gar verschlingen, 
so fürchten wir vns nicht so ser, 
es soll vns doch gelingen. 
Der fürst diser Welt, 
wie säur er sich stell, 
tut er vns doch nicht, 
das macht, er ist gericht, 
ein wörtlein kann jn selten. 
Das wort sie sollen lassen stau 
vnd kein dank dazu haben. 
Er ist bei vns wol auf dem plan 
mit seinem geist und gaben. 
Nemen sie den leib, 
gut, er, kind und weib: 
laß faren dahin, 
sie Habens kein gewinn, 
das reich muß vns doch bleiben. 
31. Luther und die beiden Schweizer im Wirtshause zum 
Schwarzen Bären in Jena. 1522. 
(Bericht des Johannes Keßler, eines der beiden Schweizer, bearbeitet von Gustav Freytag.) 
Da wir die Heilige Schrift zu studieren gen Wittenberg reisten, 
sind wir nach Jena im Land Thüringen in einem wüsten Gewitter 
gekommen und nach vielen Umfragen in der Stadt um eine Herberge, 
wo wir über Nacht blieben, haben wir keine erhaschen noch erfragen 
können; überall ward uns Herberge abgeschlagen. Denn es war Fastnacht, 
4. März 1522, wo man nicht viel Sorge für die Pilger und Fremdlinge 
trägt. Da haben wir uns aus der Stadt wieder herausgewandt, um 
weiter zu gehen, ob wir ein Dorf erreichten, wo man uns doch beher¬ 
bergen wollte. Indem begegnete uns unter dem Thor ein ehrbarer 
Mann, sprach uns freundlich an und fragte, ob wir auch im Wirtshans 
zum schwarzen Bär gefragt hätten? Da zeigte er's uns an, ein wenig 
vor der Stadt. Und als wir den schwarzen Bür sahen, siehe, wie uns 
vorher alle Wirte Herberge abgeschlagen hatten, so kam hier der Wirt 
unter die Thür, empfing uns und erbot sich selbst gutwillig, uns zu 
beherbergen und führte uns in die Stube. 
Dort fanden wir einen Mann allein am Tische sitzen, und vor ihm 
lag ein Büchel; er grüßte uns freundlich, hieß uns näher kommen und 
Zu sich an den Tisch setzen. Denn unsere Schuhe waren — hier mit 
Verlaub zu schreiben — so voll Kot und Schmutz, daß wir aus Scham 
über die Kotflecken nicht fröhlich in die Stube eintreten konnten und 
drückten uns heimlich bei der Thür ans ein Bänkli nieder. Da bot er 
uns zu trinken, was wir ihm nicht abschlagen konnten. Als wir so seine 
Freundlichkeit und Herzlichkeit vernahmen, setzten wir uns zu ihm, wie er 
geheißen, an seinen Tisch, ließen ein Maß Wein auftragen, damit wir der 
Ehre wegen wiederum auch ihm zu trinken böten. Wir vermeinten aber
	        
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