fullscreen: Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands

37. Der alte Lritz. 
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Er war in Gefahr gefangen zu werden. Schon hatten ihn die Feinde bei dem 
Dorfe Hochkirch umringt; er entkam aber durch die Tapferkeit der ihn begleitenden 
Husaren. Allenthalben gegenwärtig, wo der Kampf am blutigsten war, schien 
er fein Leben für nichts zu achten. Nie zeigten sich fein Geist und seine Fähig¬ 
keiten in einem so glänzenden Lichte, wie in dieser Nacht, die, anstatt feinen 
Ruhm zu schwächen, ihn vielmehr außerordentlich erhöhete. Archenholz. 
37. Der alle Fritz. 
3n den Friedensjahren widmete sich der König mit dem größten Fleiße den 
Regierungsgeschäften. Nie hat ein Fürst thätiger für feines Volkes Glück 
gesorgt, wie er. „Ich bin", sagte er, „des Staates erster Diener. Mein Stand 
verlangt Arbeit und Thätigkeit: mein Geist und mein Leib beugen sich unter 
ihrer Pflicht. Daß ich lebe, ist nicht nötig, wohl aber, daß ich thätig bin." 
Alles ordnete er selber an, sorgfältig und pünktlich. Schon um vier Uhr des 
Morgens stand er auf und ging an den Arbeitstisch. Auf alle eingelaufenen 
Schreiben und Bittschriften erfolgte rasch der Bescheid; oft schrieb ihn der König 
.mit eigner Hand in kurzen, treffenden Worten an den Rand. Keinem seiner 
Unterthanen verweigerte er das Gehör. „Die armen Leute", sagte er, „wissen, 
daß ich Landesvater bin; ich muß sie hören, denn dazu bin ich da." Die 
freien Stunden, welche ihm die Staatsgeschäfte übrig ließen, widmete er der 
Musik und wissenschaftlicher Beschäftigung. Auch als Schriftsteller erwarb er 
sich Ruhm. Während der Mahlzeit unterhielt er sich mit den gebildetsten seiner 
Offiziere und berühmten Gelehrten, aus denen er seine Tischgesellschaft wählte. 
Da war er in witzigen, sinnreichen Reden unerschöpflich. Jedes Jahr bereiste 
er die Provinzen, um die Truppen zu mustern und zugleich nach allem in der 
bürgerlichen Verwaltung zu sehen. Hohe und niedere Beamte mußten da Rechen¬ 
schaft über ihre Thätigkeit geben, und damit auch die Zeit, welche der König 
auf der Landstraße zubrachte, nicht unbenutzt bleibe, mußten die Landrüte und 
Amtleute neben seinem Wagen herreiten und ihm von dem Zustande der Kreise 
und Ortschaften erzählen. Auch Kaufleute und Geschäftsmänner sah er gerne, 
um sich bei ihnen nach den Gewerbsverhältmssen und dem Gange des Handels 
zu erkundigen. Mit Bauern und geringen Leuten redete er freundlich und 
treuherzig, und alle Stände hatten sich der Hilfe und unermüdeten Fürsorge 
ihres Königs zu erfreuen. 
Nach dem siebenjährigen Kriege war seine erste Sorge darauf gerichtet, 
die Wunden zu heilen, welche der Kampf seinem Lande geschlagen hatte. Das 
Getreide, welches er schon für den nächsten Feldzug hatte aufkaufen lassen, 
verteilte er als Saatkorn unter die verarmten Landlente, und die Pferde, die 
für das Geschütz und Gepäck bestimmt waren, gab er für den Ackerbau her. 
Aus seinen eigenen Ersparnissen baute er die niedergebrannten Ortschaften wie¬ 
der auf, ließ er notleitenden Gegenden Geldunterstützungen zufließen. Denn für sich 
selbst brauchte der König sehr wenig; seine Lebensweise, seine Kleidung war 
höchst einfach. „Ich bin arm", pflegte er zu sagen, „aber der Staat ist reich; 
mein Schatz gehört nicht mir, sondern dem Staate." So hals er mit freigebiger 
Hand und unermüdlicher Fürsorge dem gesunkenen Wohlstände seines Landes 
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