Full text: [Teil 4 = 7. bis 9. Schulj] (Teil 4 = 7. bis 9. Schulj)

232 3g S@ SS Sg ÖS 3g Die Eiszeit in der Mark. gß gß gs gß gß gg gß 
3. Rings friedliche Dörfer entsteigen dem Feld, 
darüber Lerchen und blauendes Zelt. 
Die Stadt reckt mit Turm und Schlot sich empor, 
als suche sie nach des Himmels Tor. 
Und überall rührt sich ein kernig Geschlecht, 
ergeben der Heimat, dem Herrscher, dem Recht — 
in des Reiches Streusandbüchse. 
Äus der Streusanabüchse. 1894. Ewald Müller. 
143. Die Eiszeit in der Mark. 
Wer nach dem Städtchen Fürstenwalde einen Ausflug unter¬ 
nimmt und von dort aus die Rauenschen Berge besucht, findet im Walde 
zwei große Steine, die sogenannten Markgrafensteine. Der kleinere 
ragt etwas über zwei Mannshöhen aus dem Erdboden hervor und 
ist fast unversehrt erhalten. Den größeren hat man gespalten und die 
eine 1600 Zentner schwere Hälfte zur Herstellung der großen Schale 
in dem Lustgarten zu Berlin verwendet. Derartige große und mittel¬ 
große Blöcke gehören jetzt in der Umgebung Berlins zu den Selten¬ 
heiten. Sie sind der vorgeschrittenen Kultur zum Opfer gefallen, da 
sie ein nutzbares Material für Bauten, Pflasterungen und Chaussee¬ 
anlagen bilden. Doch finden wir bei einer Wanderung über die 
Felder nördlich und südlich von Berlin noch immer auf den Äckern 
und in den Lehm- und Mergelgruben kleinere Blöcke in großer Zahl. 
Sie sind von den Gesteinen unserer heimatlichen Berge so ganz ver¬ 
schieden, daß sie nicht als deren Trümmer gelten können. Es sind 
Fremdlinge auf unserm heimischen Boden, weshalb man sie als 
erratische oder Irr-Blöcke bezeichnet hat. Schon seit langer Zeit 
haben diese Findlinge die Aufmerksamkeit der Gelehrten und Natur¬ 
freunde erregt. Man legte sich die Frage vor, woher und auf welche 
Weise sie zu uns gekommen sind. Erst in neuester Zeit ist es ge¬ 
lungen, das Rätsel zu lösen. Man nimmt jetzt an, daß vor Jahr¬ 
tausenden sich ein gewaltiger Eisgürtel um die Gebirgsländer Schwe¬ 
den und Norwegen lagerte, der sich nach Süden über das Ostsee¬ 
becken bis an die mitteldeutschen Gebirge erstreckte, und daß die 
Findlinge nordische Gebirgssplitter sind, die auf und mit dem Eise 
an ihre jetzige Stelle gelangten. 
Wir wollen sehen, welche Beweise wir in der Mark für diese 
ehemalige Eisbedeckung vorfinden. Wer nach dem bei Berlin ge¬ 
legenen Rüdersdorfer Kalklager hinauszieht, um ein Stück Natur-
	        
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