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geben. Als im Jahre 1905 der mexikanische Gesandte Don J. Zenil in
Wien starb, wollte man das Trauergemach dekorieren. Als man die Nägel
in die Wand einschlug, traf einer davon die Zuleitungsdrähte, was Kurz—
schluß und einen Brand im Zimmer zur Folge hatte. In Tageszeitungen
wurde auch kürzlich von einem elektrisierten Briefkasten an einem Hause
berichtet. Leute, die ihn berührten, erhielten elektrische Schläge. Es stellte
sich heraus, daß der Nagel, mit dem der Briefkasten an der Wand befestigt
wurde, mit einem in der Wand liegenden Starkstromkabel in Berührung
gekommen war.
11. Mit den Zuleitungsdrähten außerhalb des Hauses wird Unfug
getrieben, indem nicht nur Elektrizitätsdiebe, sondern auch mutwillige alte
und junge Burschen etwas Strom abzapfen wollen. Die Jugend ist zu
belehren, daß solche „Spielereien“ mit Lebensgefahr verbunden sind. Ist
doch neulich ein Bursche, der aus Ulk mit einer Hopfenstange einen Zu—
leitungsdraht im freien Felde berührte, auf der Stelle getötet worden.
12. Wir möchten noch auf eine besondre Art der elektrischen Un—
fälle hinweisen, die von Gartenbesitzern, durch deren Grundstücke Starf—
stromkabel zum Hause laufen Beachtung verdienen.
Vor zwei Jahren brannte ein Warenhaus. Während der Rettungs—
arbeiten sank plötzlich ein Feuerwehrmann zusammen, der das Feuerlösch—
rohr bediente. Er hatte einen elektrischen Schlag erhalten, da ver gespritzte
Wasserstrahl ein Starkstromkabel getroffen hatte. Übrigens ist es nicht
einmal nötig, daß ein Strahl das Kabel direkt trifft, um eine ähnliche
Wirkung zu erreichen. Bei niedrigen Spannungen von 500 Volt wird der
Strom schon fortgeleitet, wenn der Strahl sieben Zentimeter von dem
Draht entfernt ist. Bei Hochspannungskabeln von 5000 und mehr Volt
gibt er schon bei einer Annäherung des Strahles auf einen halben Meter
gefährliche Schläge. Man nehme sich also in acht, wenn man den Garten
mit einem Schlauch, der mit der Wasserleitung verbunden ist, sprengt und
über dem Garten Zuleitungsdrähte nach dem Hause laufen! Allgemein
ist es bekannt, daß man auch an dem sonst harmlosen Telephon gelegent—
lich heftige Schläge erhalten und schwere Gesundheitsstörungen davon—
tragen kann. Das ereignet sich dann, wenn die Telephonleitung durch
irgendeinen Zufall mit einem Starkstromkabel in Berührung kommt.
13. Um diese verschiedenartigen Unfälle zu verhüten, dazu ist eines—
teils die Arbeit der Elektrotechniker, andernteils ein verständiges Benehmen
des Publikums nötig. Dr. Jellinek hat eine Reihe von Forderungen zu—
sammengestellt, die recht wohl verdienen, in Erwägung gezogen zu werden.
So sollte man in stromgefährlichen Räumen, wie in Kellern und Bade—
zimmern, keine Steh- und Traglampen benutzen und lediglich Deckenbeleuch—
tung zulassen. An den Gewindefassungen der Glühlampen sollten Ver—
besserungen angebracht und auch die Hahnschalter dicht an den Lampen