II. Vorgeschichte des Ordenslandes Preußen.
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Als es daher zum Kriege mit bem polnisch-litauischen Reiche kam,
unterlag das Ordensheer den Streitkräften des Königs Jagello in der
blutigen Schlacht bei Tannenberg in Ostpreußen (1410). Der Hoch¬
meister war selbst unter den Toten. Da wurde der tapfere Komtur (— Be¬
fehlshaber einer Burg) Heinrich Reuß von Plauen (im Voigtlande)
der Retter des Landes. Mit Heldenmut verteidigte er die Marienburg
gegen den Geschützangriff der Polen. Jagello zog ab und gewährte dem
Orden den glimpflichen Frieden von Thorn (1411); nur ein Landstrich
zwischen Ostpreußen und Kurland (Samogitien) wurde den Polen ab¬
getreten.
5. Die Beschränkung des Ordens auf Ostpreußen. Die alten Feinde
des Ordens ruhten nicht. Der Adel und die Städte schlossen den preußi¬
schen Bund und boten dem Polenkönig die Herrschaft über Preußen
an (1454). In dem dreizehnjährigen Kriege, der infolgedessen
ausbrach, mußte schließlich der Orden, der vom Reiche keine Hilfe erhielt,
erliegen. Seine eigenen Söldnerführer verkauften dem Feinde die Burgen
und sogar die Residenz des Hochmeisters. Am Ende des Krieges „gab
es im ganzen Lande keinen Strauch und keinen Baum, an dem man eine
Kuh festbinden konnte" (Worte eines alten Geschichtschreibers). Durch
den zweiten Thorner Frieden (1466) wurde West Preußen, d. h.
das Weichselland mit Danzig und der Marienburg, polnische Provinz,
Ostpreußen mit Königsberg polnisches Lehen. Fortan regierte der
Hochmeister von Königsberg aus als Vasall des polnischen Königs den
Rest des stolzen Ordensstaates.
6. Ostpreußen wird ein weltliches Herzogtum und fällt an Branden¬
burg. Im Jahre 1525 verwandelte der Hochmeister Albrecht von
Hohenzollern das Ordensland in ein weltliches protestantisches Herzog¬
tum (S. 154). Als dessen geistigen Mittelpunkt schuf er die Hochschule
zu Königsberg (1544). Des Herzogs Wappenfahne zeigte den ein¬
köpfigen schwarzen Reichsadler1, wie ihn einst Hermann von Salza als
Reichsfürst geführt hatte, und auf dem Brustschild ein S (König Sigis¬
mund von Polen). Unter Albrechts schwachsinnigem Sohne Albrecht
Friedrich trafen die braudenburgischen Hohenzollern Vorkehrungen, um
nach seinem Tode Ostpreußen in ihre Gewalt zu bekommen (S. 199 f.).
Zum Glück waren diese Bestrebungen von Erfolg gefrönt; denn sonst wäre
das Land wahrscheinlich für Deutschland verloren gewesen. Der Kurfürst
1 Der Kaiser Sigmund nahm den doppelköpfigen Adler an, den Österreich
nach der Auflösung des alten Deutschen Reiches beibehielt.