Full text: [Teil 4 = Kl. 5 u. 4] (Teil 4 = Kl. 5 u. 4)

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und noch weiter hinaus erschließt über das grüne Blättermeer und die 
lachenden Wiesen des Spreewaldes fort, von zahlreichen Dörfern malerisch 
übersät. 
Ja, auch der Bahnhof bietet schon dem flüchtigen Reisenden den 
ersten Spreewaldgruß, die verlockend winkenden, vollsaftigen sauren 
Gurken. Ein Gang durch die Lagereien, Küchen, Keller und Hosräume 
eines der größeren Gurkenhändler dieser Stadt bietet des Interessanten 
gar Vieles. Die ungeheure Fülle der hoch aufgestapelten, sauberen 
Riesenfässer, der blitzenden Bottiche, Kessel und Herde hat etwas An¬ 
heimelndes und doch auch Achtunggebietendes. Ehemals, als noch kein 
Schienenweg, keine Kunststraße Lübbenau mit Berlin verband, fand der 
überaus rege Handelsverkehr allein zu Wasser statt. Wie die Gubener 
mit ihrem Obst allwöchentlich auf dem Spittelmarkt, die Werderschen 
zwischen Börsenbrücke und altem Museum ihre Verkaussstände auf¬ 
schlugen, so waren es die Lübbenauer, die, nachdem ihre Gurken- und 
Zwiebelflottillen zwischen Insel- und Fischerbrücke vor Anker gegangen 
waren, in der uralten Fischerstraße den schwunghaften Handel mit den 
Erzeugnissen ihrer heimatlichen Niederung eröffneten. Der Handels¬ 
verkehr zu Wasser hat freilich längst fast ganz aufgehört, seit Landstraßen 
und Eisenbahnen nach Berlin führen. Seitdem schwimmt wohl nur 
selten noch ein mit Gurkenbotticheu und Zwiebeln schwer beladener 
Bordkahn gemächlich die Spree hinab, um hinter dem Oberbaum die 
Hauptstadt nach achttägiger Fahrt still zu begrüßen und an der Fischer¬ 
gracht vor Anker zu gehen. Aber noch immer weht durch die altertüm¬ 
liche Fischerstraße der säuerlich-scharfe Geruch von frischen Gurken und 
glänzenden Zwiebeln, und in den dämmerigen Verkaufshallen und 
Lagereien der engen, winkligen Häuser entfaltet sich ein bewegliches, 
eigenartiges Leben und Treiben. 
Zu dem Ruhme Lübbenaus, die Hauptstadt des Spreewaldes und 
der größte Stapelplatz von Gurken zu sein, gesellt sich der Vorzug seines 
Meerrettichbaus und des damit verbundenen Meerrettichmarktes, zu dem 
sogar manchmal Händler aus Österreich nach Lübbenau kommen. So¬ 
bald die Meerrettichernte begonnen hat, findet jeden Freitag im Herbst 
am Eingang zur Stadt der Markt statt. Mehr als hundert Kähne 
kommen dann aus den verschiedenen Spreewalddörfern herangezogen, 
hoch bepackt mit den tränenerzeugenden braunen Wurzeln, zwischen 
denen der Spreemäldler hoch aufgerichtet steht und geschickt das 
schmale Fahrzeug durch die sich kreuzenden Wasseradern, unter tief¬ 
hängendem Gezweig und zwischen Schilf und Binsen zum Markte 
lenkt. Hin und wieder begleitet eine malerisch gekleidete Frau oder 
ein dunkeläugiges Mädchen den Kahnführer und erhöht durch ihre 
farbenleuchtende Tracht nur das schon so eigenartige Bild dieses 
Marktlebens. 
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