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4. Ter dänische Krieg 1864.
König Wilhelm hatte schon früh erkannt, daß für Prenßen das
Haupterfordernis zur gedeihlichen Entwickelung des Staates ein gutes
und starkes Heer sei. Daher hatte er schon längst einen Plan zur
Umgestaltung des preußischen Heeres entworfen. Als er noch Prinz
rezent war, hatte er als Gehülfen bei diesen großen Verbesserungen
den General vou Roon zum Kriegsminister ernannt. Sein erster
Ratgeber in allen Staatsangelegenheiten war Otto von Bismarck,
den er 1862 zum Ministerpräsidenten ernannte und der ihm während
seiner ganzen Regiernngszeit mit stets gleicher Treue und mit dem
glänzendsten Erfolge znr Seite stand. Trotz des heftigen Widerstan¬
des, den er bei der Volksvertretung fand, setzte er den einmal als
richtig erkannten Plan mit unerschütterlicher Standhaftigkeit durch. Die
Stärke des Heeres steigerte er dadurch vou 150 000 auf 213 000
Mann, die jährliche Aushebung von 40 000 auf 63 000.
Gar bald sollte es sich zeigen, welchen Nutzen ein starkes und
wohlgeübtes Heer dem Staate zu bringen imstande war. Die beiden
an der Nord- und Ostsee gelegenen Herzogtümer Schleswig und
Holstein waren von alters her deutsch; aber seit lauger Zeit war
der König von Dänemark zugleich Herzog vou Schleswig und Holstein,
ohne daß jedoch die Länder zum Königreiche Dänemark gehörten. Oas
Bestreben der dänischen Könige war aber schon lange darauf gerichtet,
wenigstens das Herzogtum Schleswig unmittelbar mit ihrem Reiche
zu verbinden. Schon in den Jahren 1848 und 18-19 hatten die
Bewohner Schleswigs und Holsteins daher den Versuch gemacht, sich
von jeder Verbindung mit Dänemark frei zu machen; sie waren dabei
auch von deutschen Reichstruppen unterstützt worden. Aber wegen der
Begünstigung Dänemarks durch Rußland, England und Frankreich war
die Sache nicht zur endgültigen Entscheidung gekommen. Im Jahre
1863 sprach der König Christian IX. von Dänemark offen die Ein¬
verleibung Schleswigs in sein Reich aus. Darüber entstand eine
große Aufregung in ganz Deutschland, und Preußen und Österreich
kamen gemeinschaftlich den unterdrückten Bruderstämmen zu Hülfe.
Beide Staaten rüsteten einen Teil ihres Heeres zum Kriege. Die preußi
sche Heeresabteilung, die größtenteils aus dem 7. westfälischen Armeekorps
und ans Gardetruppen bestand, wurde tiem Prinzen Friedrich Karl,
einem Neffen des Königs, befehligt; an der Spitze der Österreicher
stand der General von Gablenz. Den Oberbefehl über das ganze
Kriegsheer führte der alte preußische Feldmarschall Wränge 1.
Dänemark ist zwar ein kleines Land und hat auch wenig Sol-