IX. Aus unserm Herrscherhause.
249. Me unser Kaiser einmal Weihnachtsmann
gewesen ist.
Als unser Kaiser noch Prinz Wilhelm hieß, wohnte er in der
Stadt Potsdam. Einstmals kehrte er vom Ererzierplatze nach Hause
zurück. Sein Weg führte vor einem großen Laden vorbei, bei dem
er stehen blieb. Es war kurz vor Weihnachten, und in dem Laden¬
fenster waren viele schöne Spielsachen ausgestellt. Zwei Knaben,
die ihn nicht kannten, standen neben ihm und betrachteten die schönen
Sachen. Einer machte den andern auf die Stücke, die ihm am besten
gefielen, aufmerksam. „Sieh dort den großen Wagen! und dort den
seinen Reiter! und dort die Eisenbahn! und da das schöne Schiff!"
So riefen sie einander zu und zeigten mit den Fingern bald dahin,
bald dorthin. Da redete sie der Prinz an: „Sagt mir doch, was
ihr von all den Sachen da drinnen im Laden am liebsten leiden
mögt!" Der älteste Knabe antwortete: „Am meisten gefällt uns
das Schiff." „Nun, fo wünscht es euch doch zu Weihnachten!" sprach
der Prinz. „Ach, Herr Leutnant," erwiderte der andere Knabe, „das
ist ja viel zu teuer! So viel Geld hat unser Vater nicht."
Da trat der Prinz in den Laden, kaufte das Schiff und schenkte
es ihnen. Die Knaben konnten sich zuerst vor Freude gar nicht fassen
und hätten beinahe vergessen, sich zu bedanken. Dann aber nahmen
sie das Schiff und eilten schnellen Laufes nach Haufe.
Ihre Eltern erkundigten sich bei dem Kaufmanne, wer das
Schiff gekauft habe. Als sie erfuhren, es sei Prinz Wilhelm ge¬
wesen, wurde die Freude bei Eltern und Kindern noch größer. Sie
bewahrten das Schiff sorgfältig auf und hielten es als Andenken
in hohen Ehren. _
250. Zum Geburtstage des Kaisers.
1. Der Kaiser ist ein lieber Mann;
er wohnet in Berlin,
und wär’ das nicht so weit von hier,
so ging' ich heut noch hin.