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entspringt hier am Südfusse des vom Ural kommenden Landhö- 
henzuges, durchbricht mit Stromschnellen dessen ganze Breite 
und durchströmt endlich unterhalb der Handelsstadt Tilsit ein 
theils fruchtbares, theils sumpfiges Mündungsland. In mehreren 
Armen ergiesst er sich in das kurische Haff. Dasselbe steht 
durch das Memeler Tief mit der Ostsee in Verbindung. Es hat 
seinen Namen v«n der hier liegenden Seehandelsstadt Memel. 
Wfeil hier eigentlich erst der Ausfluss der Gewässer des Niemen 
in die Ostsee erfolgt, wird dieser Fluss nicht selten „die Memel“ 
genannt. 
Die Provinz Preussen enthält 1178 Quadratmeilen und hat 
2,605,000 Bewohner. — Sie zerfällt in die vier Regierungsbe¬ 
zirke Königsberg, Gumbinnen, Danzig und Marienwerder. 
Der deutsche Ritterorden, welcher das Preussenland sich 
unterworfen hatte, gerieth später in schwere Kämpfe mit Polen. 
In der blutigen Schlacht bei Tannenberg 1410 wurde seine Macht 
gänzlich gebrochen. 1511 wählten die Ritter den Markgrafen Al¬ 
brecht von Brandenburg aus dem Stamme der Hohenzollern zum 
Ordensmeister. Dieser trat 1525 zum Lutherthum über und ver¬ 
wandelte das Ordensland in ein weltliches Herzogthum, blieb 
aber abhängig von Polen. Der Kurfürst Joachim II. von Bran¬ 
denburg wusste es dahin zu bringen, dass er Ansprüche auf Preu¬ 
ssen erwarb. (Im Jahre 1569.) Als später die Nachkommen¬ 
schaft Albrechts ausstarb, wurde im Jahre 1618 Kurfürst Johann 
Sigismund Herzog von Preussen. 
23. Die Ostsee. 
Die Ostsee oder das baltische Meer hängt durch den Sund, 
den grossen und kleinen Belt, die Eider und den Eiderkanal mit 
der Nordsee zusammen. Sie bespült zwei Provinzen unseres Va¬ 
terlandes, Pommern und Preussen. Im Ganzen umfasst sie einen 
Flächenraum von 7000 QuadratAeilen. 
In der Ostsee liegen viele Inseln; am dichtesten zusammen¬ 
gedrängt finden sich dieselben im botnischen Meerbusen. Viele 
von ihnen sind mit freundlichen Dörfern und baumreichen Ge¬ 
filden geschmückt. 
Im Vergleich zu den übrigen Meeren hat die Ostsee nur eine 
geringe Tiefe. An den meisten Stellen beträgt sie nur 50 bis 
100 Fuss. Die Ufer sind meist so flach, dass ein erwachsener 
Mensch 200 Schritt in die See hinein gehen kann. Daher hat 
die Küste viele gute Badestellen. Die Ostsee hat keine Ebbe 
und Fluth. Ihr Wasser ist meergrün, aber klarer und kälter, 
als das des Oceans, und wegen der vielen ihr zufliessenden sü¬ 
ssen Gewässer auch weniger salzig. Daher geschieht es zuwei¬ 
len, dass bei sehr strenger Kälte ein grosser Theil von ihr zu¬ 
friert. Wo im Sommer Schiffe fuhren, da reist man nun zu Fuss, 
zu Pferde und in Schlitten. Solche Reisen, die am gewöhnlich¬ 
sten über den botnischen Meerbusen von Russland nach Schwe¬ 
den unternommen werden, sind sehr beschwerlich und einförmig.
	        
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