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oder sit.es Kind, und kehre lieber wieder um!“ Wenn du am
schönen Maitag im Bliithenduft und Lerchengesang spazieren
gehst, und es ist dir wohl, sagt Er: „Sei willkommen in Meinem
Schlossgarten!“ Oder du denkst an nichts, und es wird dir auf
einmal wunderlich im Herzen und nass in den Augen, und denkst:
ich will doch anders werden, als ich bin, so sagt Er: „Merkst
du, wer bei dir ist?“ Oder du gehst an einem offenen Grabe
vorbei, und es schauert dich so denkt Er just nicht daran, dass du
lutherisch oder reformirt bist und sagt: „Gelobt sei Jesus Christ!“
Also grüsst Gott Manchen, der Ihm nicht antwortet und
nicht dankt.
74. Gott
Gott grüße dich! Kein and'rer Gruß
gleicht dem an Innigkeit.
Gott grüße dich! Kein and'rer Gruß
paßt so zu aller Zeit.
grüße dich!
Gott grüße dich! Wenn dieser Gruß
so recht von Herzen geht,
gilt bei dem lieben Gott der Gruß
so viel wie ein Gebet.
75. Lprüeknötter und Denkspriiche.
Wer in Frieden will walten, muss leiden und still halten. —
Des Vaters Strafe ist die rechte Liebe. — Wer Gott, Eltern und
Vaterland lästert, der schändet sein eigen Gesicht. — Landes
Weise ist Landes Ehre. — Alte soll man ehren, Jungen soll man
wehren, Weise soll man fragen, Narren ertragen. — Mit gutem
Gewissen sitzt man weich auch auf harter Bank. — Glück und
Unglück wandeln auf einem Steig. — Viel Handwerke verder¬
ben den Meister. — Man muss das Eisen schmieden, so lange es
warm ist. —
Kind, lerne zweierlei, so wirst du nicht verderben..
Zum Ersten: lerne was, um etwas zu erwerben;
zum Andern: lerne das, was Niemand dich kann lehren:
Gern das, was du nicht kannst erwerben, zu entbehren. —
Wer empfing, der rede; wer gab, der schweige. — Gerade
durch ist der beste Weg. — Wer Andern eine Grube gräbt, fällt
selbst hinein. — Der Stolz frühstückt mit dem Ueberfluss, speist
zu Mittag mit der Armuth, und isst zu Abend mit der Schande.
— Mächtige Hand und schönes Gewand und leicht gewonnen
Gut: die drei Dinge machen grossen Uebermuth. — Aendern und
bessern ist zweierlei. — Versprechen und Halten steht fein bei
Jungen und Alten. — Von Worten zu Werken ist ein weiter
Weg. — Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.
— Verzeih dir nichts und Andern viel. — Rastest du, so rostest
du. — Wer sich heut nicht bessert, wird morgen ärger. — Dass ihn
Viele geh’n, macht den Weg nicht schön. — Wer ein gläsern
Dach hat, muss Andre nicht mit Steinen werfen. — Ein unnütz
Leben ist ein früher Tod. — Die Krankheit kommt zu Pferd ge¬
ritten, und schleicht davon mit Schneckenschritten. — Frohsinn,
Massigkeit und Ruh’ Schliessen dem Arzt die Thüre zu. — Thue
wohl, sieh nicht wem; das ist Gott angenehm. — Thue Recht
mit Eile, doch rath1 mit Weile. — Vorgethan und nach bedacht
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