Full text: Das Mittelalter (Theil 2)

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Hans Sachs. 
Das Sprüchwort immerdar noch gilt, 
Daß, wer die Kunst nicht hat, sie schilt. 
Wie nützlich auch ist die Malerei, 
So nenn ich euch jetzt nur der Dinge drei. 
Was uns die Geschichte als theures Bermachtniß 
Bewahrte, prägt sie uns in's Gedächtniß; 
Wie der Nürnberger Heer unter Schweppermann glänzte, 
Wie den Dichter hier Kaiser Friedrich bekränzte, 
Wer sich auch nicht auf die Schrift versteht, 
Des Malers Schrift ihm nicht entgeht, 
Er lehrt, wie Bosheit uns Mißgeschick, 
Wie Frömmigkeit bringt Ehr' und Glück. 
Zum andern verscbenchet die Malerei 
Uns der Einsamkeit Tochter, Melaucholei; 
Sie lichtet der düstern Schwermuth Schmerz, 
Verklärt uns das Auge durch Lust und Scherz. 
Zum dritten: Jegliche Kunst erkennt 
In des Malers Kunst ihr Fundament. 
Der Steinmetz, Goldschmied und der Schreiner, 
Formschneider, Weber, der Werkmeister keiner 
Entbehrt sie je, weshalb die Alten 
Sie für die herrlichste Kunst gehalten. 
Wie strahlt der Griechen Name hell, 
Zeuxis, Protogenes, Apell, 
Gott hat zum Heil dem deutschen Land 
Der Künstler manchen mit hohem Verstand, 
Wie Albrecht Dürer, uns gegeben. 
Deß Kunst verschönernd schmückt das Leben. 
Was er mit.Fleiß gesä't, erwachs' 
Ihm zu reichen Segen, fleht Hans Sachs. 
So saug der Poet und die Gegner schwiegen. Voll innern Wohl¬ 
gefallens klopfte ich ihm auf die Schulter und gab ihm zu verstehen, daß 
er mir wie ans der Seele gesprochen habe. Alle zollten ihm Beifall und 
Michael Behaim war nicht der letzte. Er nahm sich den Kranz ab und 
setzte ihn Hans Sachsen auf's Haupt, Nürnbergs kunstreichem Schuster. 
Hans Sachs. 
Hans Sachs, der einzige Sohn von Veit Sachs, einem ehrsamen, 
fleißigen Schuhmacher in der freien Stadt Nürnberg, geboren am 5. No¬ 
vember 1494 und von seinem Vater, dessen Geschicklichkeit sich einigen 
Rufes erfreute, ebenfalls für dieses seit zwei Jahrhunderten in der Familie 
einheimische Handwerk erzogen. Kaum 14 Jahre alt, hatte der junge Hans, 
der schon als kleiner Knabe eine lebhafte Fassungskraft zeigte, atte Ge¬ 
heimnisse seines Handwerks inne und war ein so vortrefflicher Schuster¬ 
gesell, wie nur einer zu finden war in bairischen und fränkischen Landen. 
Allein je mehr sich der junge Mensch von dieser seiner unbestreitbaren 
Kunstfertigkeit selbst überzeugte, desto unbefriedigter fühlte er sich in seinem 
innersten Gemüth. Er fühlte und erkannte, daß in ihm noch ein höherer,
	        
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