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höchsten geistlichen Würde in Dänemark empor stieg, und Baldenake, der
Bischof von Odense, zwei Männer, die den meisten Antheil an den Grau¬
samkeiten hatten, welche die Regierung Christian's II. schändeten.
Die Einwohner von Stockholm ahnten keineswegs das Unglück, welches
ihnen bevorstand; sie dachten nur vielmehr darauf, wie sie ihren neuen
Herrscher, der in der That einige recht liebenswürdige persönliche Eigen¬
schaften besaß, würdig empfangen und sein Krönungsfest recht feierlich
begehen möchten. Das Erste, was der König nach seiner Ankunft in Stock¬
holm unternahm, war, daß er die vornehmsten schwedischen Reichsräthe
versammelte, um sie eine Urkunde, eine sogenannte Wahlakte, unterschreiben
zu lassen, wodurch sie bekannten, daß Christian II. durch die einstimmige
Wahl des Volkes auf den schwedischen Königsthron berufen worden sei.
Zwei Tage darauf versammelte man die Bürger der Hauptstadt; allein der
König, der ihnen nicht traute, trug zugleich Sorge dafür, den Versamm¬
lungsort in einiger Entfernung mit seinen Soldaten zu umringen. Darauf
trat auf der eigens dazu errichteten Bühne der dänische Bischof Balde¬
nake auf, suchte in einer langen Rede zu beweisen, daß Christian II.,
König von Dänemark, auch zugleich Erbkönig des schwedischen Reiches sei,
und fragte endlich das versammelte Volk, ob es geneigt sei, ihn als seinen
Regenten anzuerkennen? Niemand wagte, da die Nähe der dänischen
Truppen allen Muth und Widerstand erstickte, ein Wort dagegen zu sagen;
Alle leisteten den Eid der Treue und die Feierlichkeit endete damit, daß
der dänische Bischof Christian II. zum König von Schweden ausrief.
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Der Krönungstag war indessen herbei gekommen und selbst die Feier¬
lichkeiten desselben entweihte Christian durch die Verachtung, die er nun
unverhohlen gegen seine neuen Unterthanen an den Tag zu legen strebte.
Bei dem Krönungszuge selbst wurden die Zeichen der Herrschaft über
Schweden, die Krone, das Szepter, der Reichsapfel und das Schwert nicht
von Eingeborenen des Landes, sondern von Fremdlingen, den feindlich ge¬
sinnten Dänen getragen, und eine große Anzahl Ausländer, mit Ausschlie¬
ßung aller Schweden, zu Rittern geschlagen. Die Absicht Christian's ging
unverhohlen dahin, das neue Königreich, das er mehr durch die Künste und
Ränke seiner Staatsmänner, als durch die Gewalt der Waffen für sich
gewonnen hatte, als ein gehaßter und gefürchteter Tyrann zu beherrschen.
Der nächste Schritt zu diesem schändlichen Ziel war die Ausrottung der
vornehmsten schwedischen Familien, deren Ansehen und Einfluß seinen Ab¬
sichten leicht hätte in den Weg treten können. Der Untergang der Edelsten
des schwedischen Reichs war also im Blutrathe des nordischen Nero be¬
schlossen und man berathschlagte nur noch über die Art und Weise, wie
man denselben herbeiführen und zugleich durch einen schicklichen Vorwand
vor den Augen der Welt rechtfertigen möchte. Nach langem Ueberlegen
machte nun Slaghäk, der uns bereits bekannte Beichtvater des Königs,
einen Vorschlag, welcher sofort allgemeinen Beifall erhielt. Dieser hinter-
Grube, Geschichtsbilder. III. .12