Full text: Die neue Zeit (Theil 3)

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die protestantische Sekte der Presbyterianer mächtig, denen auch jede 
Annäherung an den katholischen Gottesdienst ein Greuel war. Trotzdem 
wollte nun Karl in seinem Reiche den neuen Gottesdienst mit Gewalt 
durchsetzen und alle Widerspenstigen wurden von ihm in's Gefängniß ge- 
werfen. So loderte der Zorn des Volkes wieder in Hellen Flammen auf! 
Die Presbyterianer in Schottland errichteten ein Bündniß unter dem Na¬ 
men des Konvenants, in welchem sie sich anheischig machten, allen Re- 
ligionsnenernngen entgegenzuarbeiten und sich wechselseitig gegen alle feind¬ 
lichen Angriffe zu vertheidigen. 
Solchen Eingriff in seine königlichen Rechte konnte der König nicht 
dulden; er brachte ein Heer zusammen und zog gegen die Schotten zw 
Felde, aber da ihn das englische Volk nicht unterstützte, mußte er schmäh¬ 
lichen Waffenstillstand schließen. Des Königs Hülfsquellen waren erschöpft 
und er berief das vierte Parlament, aber dies brachte wiederum zuvor 
die alten Beschwerden, ehe es sich auf Geldbewilligungen einlassen wollte. 
Die Schotten hatten des Königs Schwäche kennen gelernt und als er sein 
Parlament wieder auflöste, brachen sie in England ein und zwangen den 
von aller Hülse entblößten Monarchen zur Versammlung eines fünften 
Parlaments, das nun aber von 1640 —1648 zusammenblieb und unter 
dem Namen des „langen Parlaments" in der englischen Geschichte berühmt 
geworden ist. 
3. 
Die Achtung vor königlicher Majestät war nun ganz dahin. Das 
Erste, was die immer kühner werdenden Abgeordneten durchsetzten, war 
die Verurtheilung des Grafen Strafford und des Bischofs Land. Der 
edle Graf, welcher es gut mit dem Lande gemeint und seinem Könige so 
treu gedient hatte, wurde des Hochverrates beschuldigt. Vergebens er¬ 
klärte der König, er könne keine Schuld an seinem Minister finden; er 
wolle ihn entlassen, aber sein Gewissen sage ihm, daß er keine Strafe ver¬ 
diene. Aber die Wuth der aufgeregten Volksmenge, die schreiend und 
tobend das Parlamentsgebäude umringte, zwang ihn, das Todesurtheil zn 
unterzeichnen, und Strafford wurde enthauptet. Auch der Erzbischof Land 
ward eingekerkert; die andern Minister retteten sich durch die Flucht. Das 
Parlament aber erklärte sich als vom Volke ausgehend und unauflösbar. 
So war der König ganz in den Händen seiner Feinde, die nun alle drei 
Reiche, England, Schottland und Irland, wider ihn aufregten. 
Die katholischen Irländer wurden von den protestantischen Engländern 
hart gedrückt und hatten gegen die ihnen von England aufgedrungenen Ko¬ 
lonisten wie gegen Räuber die Waffen ergriffen und 6000 derselben er¬ 
schlagen. Diese Meuterei wurde vom Parlamente dem Könige zur Last 
gelegt, der doch ganz unschuldig daran war. Noch machten die Bischöfe, 
die auch Sitz und Stimme im Parlamente hatten, einen Versuch, die alte 
Verfassung zu schützen. Sie erklärten nämlich, da man auf sie so wenig 
Rücksicht nehme, so würden sie alle Gesetze für ungültig erklären, die ohne
	        
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