Full text: Die neue Zeit (Theil 3)

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jn verbrennen. Damit hatten sich die 600 Menschen jeden Weg zur 
Flucht abgeschnitten. 
Kortez traf im Vorrücken auf zwei sehr volkreiche und mit Hütten 
bedeckte Gaue, wovon der eine TlaSkala hieß. Die gute Mannszucht, 
die er hielt, die Würde, mit welcher die Spanier cinhcrschritten, die Reiter, 
die man mit den Pferden zusammengewachsen glaubte, besonders aber ein 
paar wohl angebrachte Kanonenschüsse — dicö Alles wirkte so überwäl¬ 
tigend auf die sonst gar nicht feigen Jndianerstämme, daß sie cs für ge¬ 
rathen hielten, sich gleich unter den Schutz der mächtigen Fremdlinge zu 
begeben. Nur so glaubten sie sich retten zu können, wenn das ganze 
mexikanische Reich zu Grunde ginge. Sic brachten den Spaniern Lebens¬ 
mittel in Ucberflnß, und Kortez ermangelte nicht, sich ihre Oberhäupter 
durch kleine Geschenke zu verbinden, wobei er aber jede Gelegenheit benutzte, 
ihnen das Schicksal derer zu zeigen, die ihm untreu würden. So ließ er 
auf den bloßen Verdacht eines geheimen Anschlages fünfzig Tlaökalauern 
die Hände abhauen. 
Doch dies war nur ein kleines Vorspiel zu einem größeren Trauerspiel. 
In Cholula, dem nächsten Gau, wohin sie kamen, wurde fast die ganze 
Bevölkerung niedergemacht, damit die 500 Spanier ihr Leben erhielten. 
Körte; erfuhr durch seine Dolmetscherin, daß die Cholulancr nur darum 
so freundlich gethan, um ihn desto sicherer in der Nacht zu überfallen und 
Mann für Alaun zu ermorden. Sogleich bemächtigt er sich der Ober¬ 
häupter, hält sic in Gewahrsam und läßt auf ein gegebenes Zeichen seine 
Soldaten unter die Einwohner eiuhaucn und ihre Häuser anzünden. Sechs¬ 
tausend Menschen sollen bei dieser Gelegenheit um's Leben gekommen sein; 
die übrigen waren entflohen. Nun eröffnet Kortez den Häuptlingen den 
Grund seiner Strenge, tadelt sie, läßt sie aber doch wieder frei mit dem 
Befehl, die Entflohenen zurückzurufen und die Hütten wieder aufzubauen. 
Sie betrugen sich wie rechtmäßig bestrafte Kinder und waren fortan ge¬ 
horsam. 
Keiner dieser Stämme hing aber so treu an Kortez, als die Tlas- 
kalaner. Diese waren ihm zu Tausenden gefolgt und hatten sich bereit 
erklärt, mit ihm gegen Moutezuma zu fechten. Sie waren dem Könige, 
der sic vor Kurzem mit Krieg überzogen und unterworfen hatte, nicht ge¬ 
wogen. Welch' ein Vortheil für die Spanier! Ihr Heer ward dadurch 
so ansehnlich verstärkt, daß Kortez kein Bedenken trug, geradezu auf die 
Hauptstadt selber loszugchcn. 
Diese zeigte sich ihnen endlich in ihrer ganzen Ausdehnung, mit weißen 
Häusern und Tempeln, bewundernswürdig genug für ein Volk, das weder 
Eisen, noch Zugvieh hatte. Die Spanier schätzten die Zahl der Einwohner 
auf 60,000. Die Stadt lag auf einer Insel in einem See, und man 
konnte nur auf langen Dämmen zu ihr kommen. Kortez passirte einen 
dieser Dämme sehr vorsichtig und stand mit seinem ganzen Heere in der 
Stadt, che noch Moutezuma mit sich einig geworden war, ob er die 
Fremden als Freunde oder als Feinde behandeln sollte.
	        
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