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Kortez zog sich in seine Vcrschanzung zurück, that einige Ausfälle, verlor
aber viele Spanier und wurde selbst an der linken Hand verwundet. In
dieser Noth wollte er seine Rettung durch Montezmna versuchen, den er
in letzter Zeit sehr vernachlässigt hatte. Er bewog ihn, sich in seinem
Königsschmnck oben auf der Mauer zu zeigen; aber sobald der König er¬
schienen war, schrie ihn das wüthende Volk mit Verachtung an und schleu¬
derte einen Hagel von Steinen und Pfeilen auf ihn. Schwer am Kopfe
verwundet sank der Unglückliche nieder und starb nach wenigen Tagen.
Die Mexikaner aber zogen täglich mehr Volk aus der umliegenden
Gegend in die Stadt und die spanische Vcrschanzung ward nun mit blinder
Wuth täglich berannt. Neben dem steinernen Hause stand ein hoher Thurm,
von welchem die Indianer unaufhörlich auf die Spanier Steine herab¬
warfen. Vergebens waren alle Versuche, sie von diesem Thurme zu ver¬
treiben, bis Kortez selbst, trotz seiner Wunde, sich den Schild an den linken
Arm binden ließ und an der Spitze seiner Tapfersten hinausstürmte. Seine
Riesenkraft schmetterte Jeden nieder, der ihm begegnete, aber dennoch floh
man nicht. Zlvei Mexikanische Jünglinge, nach einem Heldentode dürstend,
umfaßten ihn, als er nahe am Rande des Thurmes stand, schwangen sich
muthig hinüber und wollten ihn mit sich hinabreißen. Nur seine herkulische
Stärke rettete ihn; er rang sich los und so stürzten sie allein hinunter.
Nach langer Anstrengung gelang es den Spaniern, Feuer in den Thurm
zu werfen, und dies scheuchte die Feinde für dies Mal zurück.
Aber an eine längere Behauptung seines Platzes dachte nun Kortez
nicht mehr. Er gab geheime Befehle, und um Mitternacht trat der ganze
Haufe in großer Stille den Rückzug an. Die ehrlichen Tlaskalancr sollten
den Rückzug decken. Sie waren eben auf dem schmalen Damme zusammen¬
gedrängt, als von allen Seiten durch die finstere Nacht ein Hagel von
Steinen und Pfeilen auf sie eindrang. Der See wimmelte von Kähnen.
Die Bemühung der Spanier, ihre Schätze zu retten, vermehrte noch die
Lödtliche Verlegenheit dieses gepreßten Haufens. Angst und Verzweiflung
kam in die Seele deö Tapfersten; man schob und drängte, so gut es gehen
wollte. Am Morgen nach' dieser schrecklichen Nacht fand Kortez nur noch
die Hälfte seiner Leute, und er konnte sich der Thränen nicht enthalten,
da er sie musterte. Viele der bravsten Offiziere waren theils erschlagen,
theils ertrunken; von den guten Dlaskalancrn wurden 2000 vermißt, von
denen die Mexikaner viele lebendig gefangen hatten, um sie den Göttern
zu opfern. Alles Geschütz und Pulver war verloren, fast alle Pferde
fehlten, und von den großen Schätzen war nur wenig gerettet.
Kortez war auch in dieser Noth der einzige Trost und das Vorbild
seiner niedergebeugten Soldaten. Er theilte alle Entsagungen und Be¬
schwerden mit ihnen und heiterte sie durch seine Ruhe und Zuversicht auf.
Aber noch war nicht das Schlimmste überstanden. Sie hatten ihren Rück¬
zug nach Tlaskala noch nicht lange fortgesetzt, als sie auf einmal von
einer Anhöhe herab die ganze weite Ebene vor sich mit Mexikanern bedeckt
sahen. Sieg oder Tod konnte auch hier nur die Losung sein. Kortez ließ